Als Easyjet 1998 mit der Übernahme der damaligen TEA Switzerland den Ein-stieg in der Schweiz vollzog und eine Basis in Genf eröffnete, gaben etablierte Airlines, darunter der damalige National Carrier, dem Easyjet-Businessmodell wenig Kredit und prophezeiten der Airline kaum langfristige Überlebenschancen. Inzwischen sieht die Lage anders aus: Easyjet und weitere Low-Cost-Fluggesell-schaften zwingen die etablierten Airlines, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken.
Ende 2011 hielt Easyjet 38% der Marktanteile in Genf, also das Doppelte von Swiss, welche 15,3% hielt. Als Easyjet Ende Januar ihre aktuellsten Halbjahreszahlen präsentierte, betrug das Passagierwachstum in Genf 14%. Auch Basel verzeichnete ein Wachstum von 21%. Ab Zürich fliegt Easyjet jedoch nicht, weil ihr am grössten Schweizer Flughafen die Kosten zu hoch sind. Wenn -Easyjet Ende dieses Monats ihre Jahreszahlen präsentiert, darf davon ausgegangen werden, dass Easyjet welche in Genf zwölf Flugzeuge stationiert hat ihren Marktanteil weiter erhöhen kann, auf geschätzte 40%. Eine enorme Zahl.
Für Swiss definitiv eine zu hohe Zahl. Bisher hat sich Swiss in Genf vor allem gegen Langstrecken-Konkurrenz gewehrt, indem nach Asien oder Nordamerika eine deutlich attraktivere Tarifstruktur als etwa in Zürich angeboten wurde. Im Kampf gegen Easyjet geht Swiss jetzt noch weiter und bietet Oneway-Tarife nach Nizza, Madrid und (demnächst) Prag und Athen an. Gleiches tut übrigens auch British Airways auf dem Flug GenfLondon, wo -Easyjet in Genf eine dominante Rolle eingenommen hat. Offiziell begründet Swiss den Schritt damit, dass die Kunden bessere Preise und mehr Flexibilität wollen. Das wahre Ziel lautet jedoch: Easyjet auf deren eigenem Feld und mit denselben Waffen frontal angreifen und schlagen.
Der «Test» läuft bis Ende Jahr. Es ist aber wahrscheinlich, dass Swiss auf Routen mit grosser Überkapazität wie eben Madrid den Druck aufrechterhalten wird. Dabei setzt Swiss auch marketingmässig die Keule ein: So sind in den Distributions-kanälen Oneway-Tarife inklusive aller Zuschläge angegeben. Damit signalisiert Swiss klar, dass Easyjet keinen Sonderfall mehr darstellt, sondern zu -einem der primären Konkurrenten im Schweizer Markt geworden ist.
Bleibt zu sehen, ob das Konzept von Swiss aufgeht. Findige Schnäppchenjäger könnten auf dem Hin- oder Rückflug auch einfach mit Easyjet fliegen. Der Markt wird urteilen.