Edelweiss auf Solokurs (Ausgabe 2009-22)

Simon Benz über die Winterlangstrecke 2009/10

Was sich bereits im Sommer abzeichnete, trifft nun auch im
Winterflugplan 2009/10 ein: Langstrecken-Ferienflüge werden im
kommenden Winter ausschliesslich von Edelweiss Air durchgeführt. Durch
die Reduktion von zwei auf eine Langstreckenmaschine müssen sich die
einzelnen TO wohl oder übel mit weniger Plätzen zufrieden geben. Dass
sich die Verhandlungen zwischen Edelweiss und den Veranstaltern in
diesem Jahr schwieriger gestalteten als früher, ist somit
nachvollziehbar. Allerdings dürfte die Planung der TO auf Grund der
wirtschaftlich angespannten Situation zurückhaltender ausgefallen sein
als noch im letzten Winter.

Durch den Rückzug von Belair/Air Berlin aus dem Langstreckengeschäft ex
Schweiz hat sich auch das Destinationsangebot verändert: Goa fiel aus
dem Winterflugplan. Eine Lösung – so verschiedene Stimmen aus der
Branche – hält Edelweiss schon bereit. Der Sonntagsflug nach Male soll
nicht wie geplant via Colombo fliegen, sondern neu via Goa. Vor allem
für MTCH, der vergangenen Winter exklusiv mit Belair/Air Berlin nach
Goa unterwegs war, dürfte diese Entscheidung eine Erleichterung
bedeuten.

In einer komfortablen Situation befinden sich die Airlines. Belair/Air
Berlin konzentriert sich auch im Winter auf die Kurz- und Mittelstrecke
und eliminiert damit das Langstreckenrisiko vollends. Die komplette
Langstrecken-Nachfrage der TOs richtet sich nun auf das Angebot von
Edelweiss. Diese sichert sich durch den Einzelplatzverkauf von Swiss
einen zusätzlichen Vertriebskanal und verschafft sich dadurch eine
flexible, auf einen breiten Vertrieb abgestützte Ausgangssituation.

Dem Einzelplatzverkauf durch Swiss räumt man bei Edelweiss einen hohen
Stellenwert ein. Denn dadurch können nicht nur Gäste aus der Schweiz,
sondern auch aus ganz Europa zubuchen; als Zubringer dienen die
Swiss-Flüge. Darum erstaunt es nicht, dass Edelweiss und Swiss den
Einzelplatzverkauf in Zukunft noch forcieren möchten. Dies wirft jedoch
dir Frage auf, was bei anziehender Konjunktur geschieht, wenn die
Reisetätigkeiten zunehmen und wieder mehr Flugplätze benötigt werden.
Zwei Szenarien bieten sich an: Entweder Belair/Air Berlin tritt wieder
ins Schweizer Langstreckengeschäft ein, oder – und dies scheint
plausibler – Edelweiss besorgt sich eine zweite Langstreckenmaschine.
Gestützt durch die Swiss und den Direktvertrieb wäre eine solche Lösung
durchaus denkbar. Nicht heute, aber vielleicht morgen.