Armin Meier unter druck
Kein Zweifel: Kuoni ist ein hervorragendes Unternehmen und global sehr gut positioniert. Und doch rumort es im Hause Kuoni wieder einmal heftig. Das Massengeschäft in der Schweiz will einfach nicht auf Touren kommen, die schlechten Margen fressen am Gewinn. Im ersten Halbjahr 2007 hat der Betriebsverlust, wie von Kuoni präsentiert, deutlich zugenommen. Investoren und Aktionäre goutieren solche Hiobsbotschaften nicht sonderlich, deshalb ist der seither bedrohlich gesunkene Aktienkurs kaum verwunderlich. Konzernchef Armin Meier steht zweifelsohne unter grossem Druck. Dem Kuoni-Verwaltungsrat dürfte der Kurszerfall absolut keine Freude bereiten. Und nun scheint der sonst so souverän wirkende Armin Meier ob der Situation auch noch die Nerven zu verlieren.
Kuoni-Chef Meier kam kürzlich aufgrund eines sehr kritischen Beitrages in der «Finanz und Wirtschaft» massiv in die Bredouille. «Meier hat in zweieinhalb Jahren wenig erreicht, Spannungen im Kader, auch ein Führungsproblem, wer hilft Kuoni zur alten Schlagkraft zurück?», so die kernigen Aussagen und Fragen im Artikel der «FuW» (Tamedia Verlag), der sich offenbar auch auf Aussagen von ehemaligen Kuoni-Spitzenmanagern abstützt. Aber der engagierte Kämpfer Meier gibt so schnell nicht auf, was die Branche bereits bei seiner Auseinandersetzung contra VR-Präsident Andreas Schmid mitverfolgen konnte. Der Kuoni-Chef scheint sich dabei immer wieder mal auf die Redaktion von «Cash» (Ringier Verlag) stützen zu können, denn diese Wirtschaftszeitung konterte mit einem Meier-Interview: «Kuoni sagt Hotelplan und TUI den Kampf an». Und die «HandelsZeitung» (Verlagsgruppe Axel Springer) doppelte nach: «Meier hält am Kurs fest». So gibt sich Meier in den Medien kämpferisch, zeigt Flagge und will den Investoren signalisieren: «Ich habs voll im Griff».
Armin Meier hat sich zusammen mit seinen «Jungs» der Konzernleitung im Verwaltungsrat beim Kampf gegen den Präsidenten nicht nur Freunde geschaffen, er steht aber nicht nur von dieser Seite unter Druck: Spannung von Aussen seitens der Investoren sowie von Innen seitens verunsicherter Kaderleute und Mitarbeitenden. Er ist derzeit nicht zu beneiden, zumal er mit der neuen Style- und Smart-Organisation Kuoni in England und der Schweiz durcheinanderwirbelt. So gesehen ist seine momentane PR-Offensive verständlich. Aber ob es clever ist, wenn er als weltweiter Kuoni-Konzernchef seinen Schweizer Konkurrenten verrät, sie müssten sich warm anziehen, weil er gedenke die Helvetic-Preise für 2008 aggressiver zu gestalten, sprich in den Keller zu reissen, bleibt dahingestellt. Eigentlich ist Stefan Leser als Nachfolger von Roberto Luna als Chef in der Schweiz angetreten, um das Problem Massengeschäft zu lösen. Nun prescht Meier vor und prophezeit, was der ehemalige Badeferien-König Walter Brüllhardt bei Kuoni in seinen besten Jahren jeweils alternierend vorgelebt hat: Ein Jahr Wachstum auf Kosten der Marge, dann wieder hohe Preise zu Lasten der Frequenzen. Nur, wer bei Kuoni will und kann diese Rolle heute übernehmen?
Christof Zuber aber auch
Armin Meiers Amtskollege aus dem Hause Hotelplan, Christof Zuber, kann sich ob der Probleme bei seinem Mitbewerber nicht wirklich diebisch freuen. Zu ähnlich gelagert sind auch seine Sorgen mit Hotelplan und Travelhouse. Während der Travelhouse-Chef seinen Betrieb langsam auf Vordermann zu trimmen scheint, kämpft der Hotelplan Chef Schweiz mit den gleichen Massengeschäft-Margenproblemen wie Kuoni. Hotelplan ist jedoch nicht börsenkotiert und steht daher nicht so arg im Fokus der ungeduldigen Investoren. Ausserdem hat Zuber einen wichtigen Kostenfaktor mit der Übergabe von Belair an Air Berlin erheblich reduziert.
Eine markante Ergebnis-Verbesserung bei Hotelplan Schweiz ist für die kommende Saison Pflicht. Wie bei Travelhouse gibt es auch bei HP diesbezüglich zuversichtlichere Töne zu vernehmen. Der Hotelplan-Konzern arbeitet an der Realisierung seiner ehrgeizigen Finanzziele; dass er sie bereits in der nächsten Reiseperiode erreichen wird, bleibt eine grosse Herausforderung. Die Führungsverantwortlichen sind bei Hotelplan nicht minder unter Druck, wenngleich der einzige Investor Migros der Sache scheinbar eher gelassen entgegenblickt. Im Vergleich mit Kuoni ist aber Hotelplan global gesehen eine kleinere Schuhnummer. Welchen Weg soll die Migros-Tochter letztendlich gehen? Soll sie analog Kuoni weltweit wachsen und ein veritabler Reisekonzern und Marktplayer werden, akquirieren oder fusionieren, oder sich unter die Flügel eines ausländischen Unternehmens begeben?
Klar ist, Kuoni stellt eine absolute Perle dar und würde wohl sehr gut in die strategischen Überlegungen von Thomas Cook oder TUI Travel passen. Und der derzeitige Aktienkurs ist lukrativ, weil unterbewertet. Eine Übernahme ist möglich, auch wenn Meier die Stärke der Kuoni-Hugentobler-Stiftung (25% Stimmen) beschwört. Im Falle Hotelplan dürfte es komplizierter sein, HP ist nicht die attraktive Braut wie Kuoni. Ausserdem hat sich die Migros erst kürzlich klar hinter seine Reisetochter gestellt. Bleibt also nur noch ein Wachstum aus eigener Kraft. Oder eine Partnerschaft.