Egypt Tourism verabschiedet sich (Ausgabe 2015-17)

Unnötiges Hin und Her schadet dem Land

Mit Ägypten kehrt ein weiteres touristisches Schwergewicht der Schweiz den Rücken zu. Der Trend, dem sich bereits Griechenland, Portugal oder Italien anschlossen, setzt sich fort: Touristisch wichtige Länder schliessen ihre hiesigen Fremdenverkehrsbüros und hängen die Schweiz bei Deutschland oder einem anderen Land an. Die Befürchtung der Branche, dass die Schweiz dann nur noch unter «ferner liefen» behandelt wird, ist durchaus berechtigt und im Fall der eingangs erwähnten Beispiele auch eingetroffen. Im Gegenzug zu kleineren Ländern wie Irland, Malaysia und Mauritius, die immerhin über GSA-Mandate vertreten sind, fehlt bei Ägypten und Co. ein «Gesicht in der Schweiz» nun völlig.

Das ist ein Problem. Denn mit einer Kontaktperson in der Schweiz laufen nicht nur die Kommunikation und gemeinsame Projekte reibungsloser, sie schafft auch Vertrauen. Gerade eine Destination wie Ägypten, die in den letzten Jahren von Krisen geschüttelt wurde, hätte dieses Vertrauen bitter nötig. 

Erschwerend kommt hinzu, dass die Schliessung des Büros in einer Art und Weise geschah, wie sie leider typisch für die ägyptischen Behörden ist. Das Ägypten–Büro in Zürich wird zuerst nur temporär geschlossen, die Schweiz wird aber trotzdem von Österreich aus betreut, nach ein paar Monaten wird Österreich auch geschlossen, neu ist Deutschland zuständig, das Schweizer Büro bleibt nun definitiv zu… Weshalb man nicht von Anfang an reinen Tisch machte, ist unverständlich. In dieselbe Kategorie fällt die vorschnelle Ankündigung von neuen, strengeren Einreisebestimmungen, nur um sie einige Tage später wieder zurückzuziehen.

Mit solchen Aktionen entsteht eine Unruhe, die eigentlich gar nicht nötig wäre. In den letzten Monaten wurde Ägypten nämlich von gewaltsamen Ausschreitungen und politischen Querelen verschont, und man könnte die Kunden wieder guten Gewissens ins Land schicken. Doch nicht nur die Reisenden, sondern auch die Reisebüros schrecken oft zurück. Wie ist jetzt der aktuelle Stand betreffend Visa on Arrival? Wen kann ich nun diesbezüglich fragen, wenn es kein Schweiz-Büro mehr gibt?

Die Auswirkungen sind spürbar, die Spezialisten sprechen von Verunsicherung und schleppenden Buchungseingängen. Es wäre wirklich tragisch, wenn sich die touristische Nachfrage auch nach den schlimmsten Unruhen immer wieder erholen kann, nur um danach an der Bürokratie und der mangelhaften Kommunikation der Behörden zu zerbrechen.

Stefan Jäggi