Ein bisschen bieder und stolz darauf (Ausgabe 2009-33)

Sara Marty zum Aufbruch von MTCH in die Wintersaison

Das Management von M-Travel Switzerland schätzt das Marktvolumen im
Geschäftsjahr 2010, das am 1. November beginnt, als stagnierend ein.
Grosse Würfe wären deshalb vergebliche Liebesmüh, also wird an den
Details gefeilt. Darum hat MTCH erstmals seinen Kundenstamm nach der
Methodik der Sinus-Milieus analysieren lassen, um seine Kunden noch
passender und effektiver ansprechen zu können.

Erste Massnahme: ein Redesign des Hotelplan-Visuals. Dabei wurde
Hotelplan nicht neu erfunden, sondern man probiert, die vom Kunden
wahrgenommene Identität der Marke besser auszudrücken.
Vertrauenswürdig, sympathisch, schweizerisch will Hotelplan sein. Böse
Zungen würden vielleicht sagen bieder, durchschnittlich, langweilig.
Dabei braucht es in Zeiten, in denen Individualität hochgehalten wird,
durchaus ein wenig Mut, um lauthals zu verkünden: «Ich bin ein
Massenanbieter und stolz darauf!»

Für den Konsumenten weniger offensichtlich, für die Reisebranche aber
spektakulärer sind die Pläne, welche man bei MTCH für Travelhouse hegt.
Denn diese Dachmarke wird fortan in den Vordergrund gerückt, die
einzelnen Spezialistennamen werden zu Submarken relegiert. Dies mit dem
erklärten Ziel, Travelhouse bei den Konsumenten bewerben zu können.
Offenbar glaubt das MTCH-Management nicht mehr daran, über den Handel allein bedeutendes Wachstum generieren zu können.

Krisenzeiten sind Online-Zeiten, musste MTCH-CEO Stirnimann
feststellen. Migros Ferien und Denner Reisen scheinen ihm recht zu
geben: Für beide Marken wird mehr als ein Drittel des Umsatzes online
generiert, und nur dank den Direktmarken schreibt MTCH überhaupt
Zuwachs im Kerngeschäft Badeferien. Auch bei der Marke Hotelplan sind
die Online-Abverkäufe dieses Jahr wachsend. Nur logisch, dass MTCH auch
mit Travelhouse auf den Erfolg versprechenden Online-Zug aufspringen
will – zumindest mittelfristig, denn so schnell (und billig) dürfte ein
effizient bedienbares Online-Tool für die Travelhouse-Baukastenprodukte
nicht aufgebaut sein.

So gut sich Stirnimann auch gewappnet meint, die Schweinegrippe könnte
auch ihm einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Die Migros hat
zwar einen Vorrat an Mundschützen für alle Angestellten, also auch die
MTCH-Mitarbeitenden angelegt. Kaum helfen kann die Migros Stirnimann
allerdings, falls tatsächlich die ganze Schweiz wegen der Grippe dem
Reisen entsagt.