Ein Jahr nach den Revolutionen: Ägypten erstarkt, Tunesien harzt (Ausgabe 2012-04)

Gerade günstige Badeferien am Roten Meer sind wieder stark gefragt.

Ein Jahr ist es her, seit der «Arabische Frühling» die touristische Nachfrage für Ägypten und Tunesien gegen null fallen liess. Ein Jahr später scheint das Schlimmste überstanden. «Seit Anfang Jahr befinden wir uns auf dem Niveau von vor der Revolution», sagt Michael Grütter, Geschäftsführer des Ägypten-Spezialisten Express Travel International, «wir verzeichnen viele Buchungen für März bis Mai, aber auch schon für den Sommer und den Herbst.» Erfreulich sei vor allem, dass vermehrt wieder Familien buchen würden. Ab Februar biete Express Travel Interna-tional wieder das volle Flugprogramm wie vor der Revolution an.

Der andere Ägypten-Spezialist, Amin Travel, registriert vor allem viele kurzfristige Buchungen, sogar solche mit Abreise vor Ende Februar. Und die Zeichen stehen gut: «Ich habe an der Berner Ferienmesse so viele Kataloge verteilt wie schon lange nicht mehr», sagt Managing Director Ahmed Amin. Gerade einmal 5% aller Standbesucher hätten ihn nach der Sicherheitslage in Kairo gefragt. Alarmierend seien hingegen Berichte von Besuchern gewesen, wonach Reisebüros ihnen von Ferien in Ägypten abgeraten hätten. 

Auch bei den grossen Generalisten zieht Ägypten wieder an. «Wir bieten weniger Kapazitäten als noch vor einem Jahr an, und im Winter war die Nachfrage verhalten, aber wir können unsere Flieger füllen», sagt Walter Brüllhardt, Director TO Beach Holiday bei Hotelplan Suisse. Für den Sommer steige die Nachfrage – auch aufgrund der noch tieferen Preise – wieder deutlich an.

Bei Kuoni Schweiz läuft Ägypten vor allem bei der Marke Helvetic Tours, weniger bei Kuoni. «Es sind vor allem Badeferien gefragt, und alles läuft zurzeit über den Preis», erklärt sich Marianne Häuptli, Senior Vice President Sales & Operations, diesen Umstand. Januar und Februar seien überraschend gut gebucht gewesen; Kuoni fliegt zurzeit sein Basisprogramm ohne Zusatzflüge.

Wie Amin verzeichnet auch TUI Suisse vor allem kurzfristige Buchungen (bis und mit April). «Bis der Auftragsbestand wieder auf dem Niveau wie vor dem Arabischen Frühling liegt, braucht es noch etwas Zeit», so Sprecher Roland Schmid.

Stefan Jäggi