«Eine Expansion im Ausland ist durchaus vorstellbar» (Ausgabe 2015-16)

Der Ferienverein-Chef äussert sich zur aktuellen Währungsproblematik und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens.

Die Ferienverein-Gruppe hat einen operativen Bruttogewinn von CHF 7,7 Mio. und einen Unternehmenserfolg von CHF 0,2 Mio. erzielt. Wie bewerten Sie dies?

Dass eine Hotel- und Tourismusgruppe operativ erfolgreich unterwegs ist, ist nicht selbstverständlich, vor allem im momentan schwierigen Umfeld. Unsere Auslandresorts Giverola und Tirreno sind im letzten Jahr überproportional gewachsen. Und in der Schweiz können wir auf eine treue Stammkundschaft zählen, wodurch wir weniger der Marktsituation ausgesetzt sind.

Mit Ernst Marti haben Sie zudem einen neuen Partner gefunden.

Nicht ganz – er hatte unsere Produkte vorher schon ab und zu im Programm. Neu ist aber, dass er als Carrier für unsere Pauschalarrangements nach Giverola fährt – in einem speziell bemalten «Giverola Express». Das Hotel ist seit vier Wochen wieder geöffnet, und wir konnten bereits mit 16 Bussen über 600 Pax ins Giverola Resort fahren.

Kommen wir zur Währungssituation. Wie betrifft das Frankenhoch einen Anbieter, der sowohl im In- als auch im Ausland Hotels besitzt?

In der Schweiz haben wir für den Winter 2014/15 noch keinen Nachfragerückgang gespürt, viele Winterbuchungen waren per Mitte Januar bereits getätigt. Im kommenden Sommer und nächsten Winter könnte es durchaus einen Einfluss haben. Für den Sommer liegen die Buchungen für Auslandhotels zurzeit über Vorjahr, für die Schweizer Hotels knapp darunter. Wir werden die Preise aber nicht senken, sondern versuchen vielmehr, mit Zusatzleistungen die Qualität noch zu steigern. Von unserem Kundenbindungsprogramm, einer Treuekarte, erhoffen wir uns auch einiges.

Und bei den Auslandhotels?

Natürlich werden die Ferien für Schweizer günstiger, aber erstens ist dies nicht nur in unseren Hotels der Fall, und zweitens machen die Schweizer nur 40–50% unserer Klientel aus. Spüren werden wir es sicherlich bei der Konsolidierung des Jahresergebnisses, wenn wir die Eurobeträge in Franken umrechnen müssen. Gleichzeitig erlaubt uns der günstige Euro, in unsere Auslandresorts zu investieren.

Werden Sie im Ausland expandieren?

Der Verwaltungsrat überprüft unsere Strategie jährlich. Es ist durchaus vorstellbar, dass wir zusätzliche Auslandresorts betreiben werden – nicht besitzen, nur betreiben –, wenn es eine gute Ergänzung und keine direkte Konkurrenz zum bestehenden Hotelportfolio ist. Selbiges gilt für Schweizer Hotels. Wir sprechen hier aber nur von einer Möglichkeit, nicht von einer bereits festgelegten Strategie.

Vor gut zwei Jahren erwähnten Sie, dass man die etwas «angestaubte» Marke Ferienverein überdenken wolle. Was ist hier der aktuelle Stand?

Unsere Dachmarke ist immer wieder ein Thema. Bei den Stammgästen ist sie etabliert, aber je internationaler wir werden, desto mehr wird sie in Frage gestellt. Wir zielen beispielsweise auf Süddeutschland als neuen Kernzielmarkt. Dort besteht natürlich ein grosser Erklärungsbedarf: Was ist der Ferienverein? Muss ich da Mitglied sein, um Ferien verbringen zu können? Aktuell stellen sich uns aber prioritärere Hausaufgaben, als die Dachmarke zu ändern.

SJ