Die Fronten in der Auseinandersetzung über das neue Vertriebsmodell von
Swiss und Lufthansa mit Vorzugspreisen und GDS-Gebühren haben sich
weiter verhärtet. Keine der Parteien scheint bereit, von ihrer Position
abzuweichen.
Die Swiss will das neue Vertriebsmodell per Oktober einführen und hofft
dabei auf die wenn auch späte Einsicht der Reisebüros und vor allem
auf die Unterstützung der grossen Geschäftsreiseanbieter und
Kettenbüros. Andererseits ist der Schweizer Markt im Gegensatz zum
Deutschen viel fragmentierter die Swiss ist auch auf die
Unterstützung der vielen mittelgrossen und kleineren Reisebüros
angewiesen. Die von Rudolf Schumacher ins Spiel gebrachte Alternative,
die tiefsten Buchungsklassen nicht mehr über die GDS zu vertreiben,
dürfte von den Reisebüros zumindest als Drohung wenn nicht gar als
Erpressung aufgenommen werden.
Der SRV und seine Task Force setzen nach dem Rauswurf von Swiss und
Lufthansa aus der Reisebüro-Werbekampagne weiter auf Kampf. Nach Ostern
soll ein neuer Massnahmenkatalog präsentiert werden. Das neue Modell
soll um jeden Preis verhindert werden. Dabei hofft der SRV auf die
volle Unterstützung seiner Mitglieder. Präsident Hans-Jörg Leuzinger
ist sich sicher, das Vertrauen der Branche zu haben.
Die GDS zu Beginn eher aussenstehende Betrachter zeigen neu eine
gewisse Bereitschaft, an der Diskussion teilzunehmen oder schlagen, wie
Cornel Küng von Amadeus, eine «normale Ticketpreiserhöhung» anstelle
der Vorzugspreise vor. Grundsätzlich möchten sie aber Swiss und
Lufthansa für einen «Full Content»-Vertrag gewinnen. Wenn es um die
technische Umsetzung des Vorzugspreismodells geht, so verstecken sie
sich gerne hinter dem Argument, man habe weder von den Airlines noch
von den Reiseunternehmen einen entsprechenden Auftrag.
Die Auseinandersetzung hat Formen angenommen, die es kaum mehr
zulassen, einen Schritt auf die Gegenpartei zuzugehen. Keine Seite will
das Gesicht verlieren, der «point of no return» scheint nicht mehr
weit. Keine Partei wünscht sich dieses Szenario wirklich, aber alle
Beteiligten haben sich in diese vertrakte Situation hinein manövriert.
Es ist eine gefährliche Gratwanderung, auf die man sich eingelassen
hat. Bis jemand abstürzt, nur eine Frage der Zeit. Der Schaden wäre
über Jahre nicht mehr gut zu machen. Trotz bevorstehender Ostertage
scheint keiner in der Lage zu sein, das Ei des Kolumbus zu
präsentieren.