Einführung der Kreditkartengebühr ist bloss noch eine Frage der Zeit (Ausgabe 2009-49)

Reisebüros befürchten höhere Prozesskosten.

Wann überwälzen die Airlines die Kreditkartenkosten bei Flugbuchungen
auf den Endkunden? «Testmärkte» gibt es ja bereits, z. B. Holland, und
in Schweden wurde dies soeben am 1. Dezember eingeführt.

Air France-KLM, bislang ein Vorreiter in dieser Diskussion, hat laut
Sprecherin Anna-Lisa Repetto in der Schweiz noch keine konkreten Pläne.
Sie findet aber die Massnahme sinnvoll. Sollte es soweit kommen, würde
man mit den Agentenpartnern und den GDS die bestmögliche Lösung
suchen.

Die Airlines in der Schweiz schauen aber vor allem auf die Swiss.
Thomas Benz, Head of Marketing Switzerland, gibt zu, dass das Thema in
Diskussion ist: «Die Disagios der Kreditkarten machen einen
wesentlichen Teil der Vertriebskosten aus. Es ist unabdingbar, diese in
den Griff zu bekommen. Eine Verrechnung oder Teilverrechnung an die
Endkonsumenten ist denkbar.»
Swiss ist bereits aktiv in der Sache. «Zurzeit werden die
Kreditkartenverträge überprüft und neu bewertet», so Benz. Daran seien
verschiedene Abteilungen der Swiss beteiligt. Wenn es aber darum gehe,
zukünftige Prozesse innerhalb der Reisebranche festzulegen, so «wird
Swiss diese mit Branchenspezialisten erarbeiten», hält Benz fest. Ein
Treffen hat bis heute aber (noch) nicht stattgefunden.

An Einladungen hierzu vonseiten der Reisebranche fehlt es nicht. Laut
Marcel Hausheer (City Reisen Zug/SRV-Fachgruppe Flug) gab es bisher nur
informelle Gespräche. Innerhalb des SRV sei man aber bereit: «Wir
pflegen bereits einige Kontakte, auch international, um für die
künftige Diskussion fachlich gewappnet zu sein. Im Weiteren haben wir
auch schon bei den
grossen Marktteilnehmern sondiert und festgestellt, dass sich alle gegen eine solche Gebührenüberwälzung aussprechen.»

Nachdem sich das Ganze aber kaum abwenden lässt – siehe Preferred Fares
– lautet die Forderung vonseiten der Reisebranche an die Airlines klar:
Die Prozesse müssen ohne Mehraufwand abgewickelt werden können.
Hausheer fügt hinzu: «Die Airlines müssen eine solche Überwälzung auf
den Kunden sowohl im Agentenkanal wie auch im Direktvertrieb zur
gleichen Zeit und in gleicher Höhe machen, so dass es auf keinen Fall
zu einer Benachteiligung eines Vertriebskanals kommt.» Die GDS haben
noch keine Kenntnis einer Einführung in der Schweiz. Stefan Angst
(Amadeus) etwa erklärt: «Wir gehen nicht davon aus, dass in den
nächsten drei Monaten diesbezüglich etwas passiert. Die Lead-Time ist
aber kurz, denn die technischen Voraussetzungen sind bereits erfüllt.»
Mittels einer erweiterten Tax-Box-Funktionalität (Stichwort: OB-Tax)
sind CC-Disagios rückforderbar. Angst erklärt weiter: «Wir versuchen,
die Prozesse so einfach wie möglich zu behalten. Doch habe ich
Verständnis dafür, dass die Reisebüros die erhöhte Komplexität nicht
goutieren.»

Jean-Claude Raemy