Der gebräuchlichste tibetische Gruss heutzutage lautet «Tashi Delek» und bedeutet etwa «Möge es dir wohl ergehen» oder «Glück und Segen». Während unserer Reise durch Tibet in den vergangenen zwei Wochen sind wir vermutlich in den Genuss dieses Segens gekommen, denn vom verheerenden Erdbeben in der Region blieben wir glücklicherweise verschont.
Die ursprüngliche Reiseroute sollte von Lhasa nach Gyantse, Shigatse, zum Everest Base Camp und über die Freundschaftsbrücke nach Nepal und weiter bis Kathmandu führen. Wegen des Erdbebens vom 25. April konnte diese Strecke aber nicht wie geplant fortgesetzt werden. Vom Erdbeben selbst war während unseres Aufenthaltes in Tibet nichts zu spüren. Zum genauen Zeitpunkt befanden wir uns irgendwo auf einer Passstrasse zwischen der tibetischen Hauptstadt Lhasa und Gyantse. Erst am Abend, als wir das Hotel erreichten, erfuhren wir vom Erdbeben. Das Ausmass der Katastrophe konnte aber noch niemand einschätzen.
Trotz mehrerer heftiger Nachbeben am Folgetag blieben die Reiseleiter sowie weitere Touristen ziemlich gelassen. Schäden waren in Gyantse ja keine sichtbar. Dennoch war es einen Versuch wert, die Schweizer Botschaft in Kathmandu zu kontaktieren, um eine ungefähre Einschätzung der Situation vor Ort zu erhalten und eine Entscheidung über den weiteren Verlauf der Reiseroute zu fällen. Leider wurde die Botschaft auch in Mitleidenschaft gezogen und konnte auf die Anfrage erst Tage später reagieren.
In der Zwischenzeit kursierten viele Gerüchte über eine mögliche Sperrung der Strasse nach Nepal. Da aber niemand wusste, ab welchem Ort diese konkret galt, fuhren die meisten Reisegruppen so weit wie möglich vor, bis es schliesslich am Polizei-Checkpoint in Lhatse, einem Ort gut 325 Kilometer vor der Grenze, ein endgültiges Weiterfahr-Verbot gab. Teile der Strasse, besonders nahe dem Grenzgebiet bei Zhangmu, waren anscheinend beschädigt oder durch heruntergefallenes Geröll blockiert. Insbesondere aber sollte die Strasse für den chinesischen Armee-Konvoi, der mit Hilfsgütern für Nepal vollbepackt war, sowie für das chinesische Ärzte-Team freigehalten werden. Wie weit die Fahrzeuge tatsächlich vordringen können, wusste zu dem Zeitpunkt niemand.
Dank grösster Flexibilität der lokalen Reiseagentur sowie des Reiseleiters und Fahrers konnte die Reiseroute täglich spontan auf die aktuellen Begebenheiten angepasst werden, so dass uns unsere Tibet-Reise trotz der tragischen Ereignisse in guter Erinnerung bleiben wird.