«Erinnerungen an sowjetische Planwirtschaft werden wach» (Ausgabe 2015-20)

Der Flughafen-CEO äussert sich sehr besorgt zum aktuellen Stand der Flugsicherungskosten.

Herr Unternährer, was bedeutet es für den Flughafen Altenrhein, wenn die Skyguide-Gebühren ab 2016 wirklich selber bezahlt werden müssen?

Die Finanzierung der Flugsicherung ab 2016 bereitet allen Regionalflughäfen allergrösste Sorgen. Es ist ohne Übertreibung gar existenzbedrohend. Das Parlament hatte beschlossen, die Flugsicherung einerseits zu liberalisieren (damit wäre auch eine Kostenreduktion möglich geworden) und andererseits die Kosten den Airports direkt aufzuhalsen. Die Liberalisierung wurde gestoppt. Die Verpflichtung, die Kosten zu übernehmen, bleibt aber in Kraft. Man diktiert uns also, was wir bei wem und zu welchem Preis zu kaufen haben. Da werden böse Erinnerungen an die sowjetische Planwirtschaft wach. 

Wie hoch wären die Mehrkosten ab 2016, sollte die Regelung wirklich eingeführt werden? Das «SRF Regionaljournal» hat einmal von rund
CHF 1 Mio. für Altenrhein gesprochen. Kommt das in etwa hin?

Das ist leider genau die entscheidende Frage, die uns dermassen besorgt. Das BAZL hat uns auf unseren Antrag hin garantiert, dass die gesamten Kosten für 2016 gedeckt sind. Plötzlich hören wir aber, dass der Vorsteuerabzug, der für Subventionen nicht gilt, an uns hängen bleiben soll. Das alleine wären für uns ca. CHF 500 000. Wir alle leben mit einer ungeheuren Planungsunsicherheit, die politisch und moralisch unverantwortlich ist.

Wie ist der aktuelle Stand der politischen Verhandlungen, und inwiefern ist das Management von Altenrhein involviert?

Wir arbeiten sehr eng mit der Politik und dem Verband Schweizer Flugplätze (VFS) zusammen. Politisch werden wir gemeinsam mit den Nationalräten Christian Wasserfallen, Thomas Müller, Marco Romano, den Ständeräten Filippo Lombardi und Pirmin Bischof sowie den Direktoren der Airports Bern, Lugano und Altenrhein den Brief unterzeichnen und persönlich an Bundesrätin Doris Leuthard übergeben. Im Rahmen des Lunchs der Parlamentarischen Gruppe Luft- und Raumfahrt soll das Thema «Flugsicherung auf Regionalflughäfen» am 16. Mai vorgetragen werden. 

Offenbar hat der VFS zusammen mit dem BAZL und Skyguide eine Arbeitsgruppe «OSNA» zu diesem Thema ins Leben gerufen. Wie beurteilen Sie die Arbeit dieser Gruppe bisher? Fühlt sich Altenrhein dadurch gut vertreten?

Ich bin fest überzeugt, dass nur ein Zusammenspiel aller Beteiligten und die Suche nach einer tragbaren Lösung Erfolg bringen kann.

Welches Fazit ziehen Sie aus der aktuellen Situation?

Es wird generell für die kleinen Regionalairports mit Linienverkehr nicht einfacher. Die immer neuen und strengeren Vorschriften und Regeln von EASA, EU und BAZL schränken unsere unternehmerischen Möglichkeiten immer mehr ein, ohne die Sicherheit wirklich zu erhöhen. Wir stecken inzwischen in einem Korsett wie einst die feinen Damen im 19. Jahrhundert. Sollten in ferner Zukunft Archäologen hier einmal Ausgrabungen vornehmen, werden sie nicht die Reste eines kleinen Airports finden, sondern sie werden mit absoluter Sicherheit denken, hier hätte eine Papiermühle gestanden. 

MM