«Es braucht mehr als Technik ab Stange und virtuellen Brand» (Ausgabe 2011-22)

TI wollte wissen, was Konkurrenten über die neue OTA von TUI denken.

In diesem Monat kommt Etrips.ch auf den Markt. TUI Suisse will mit der neuen Online Travel Agency (OTA) in diesem immer wichtiger werdenden Geschäft eine grössere Rolle spielen.

Bereits etabliert ist in der Schweiz die OTA von Hotelplan, Travel.ch. Für Geschäftsführer Roland Zeller kommt Etrips.ch überraschend: «Damit gerechnet haben wir nicht, aber es ist klar, dass sich die Offline-Marktteilnehmer immer mehr Richtung Online verlagern. Dort passiert schliesslich das Wachstum.» Wie schätzt Zeller die Erfolgschancen der TUI-OTA ein? «Etrips wird mit Sicherheit einige Umsätze machen, allerdings braucht es mehr als ‹Technik ab der Stange› und einen virtuellen Brand. Auch TUI wird bald feststellen, dass die Investitionen in Technik und Marketing beträchtlich sind, um als OTA mittel- und langfristig Erfolg zu haben.»

Zeller rechnet damit, dass auch Kuoni seine OTA-Aktivitäten verstärken wird: «Kuoni hat ja mit dem Brand Lastminute.ch schon einige Jahre so etwas wie eine veranstalterübergreifende OTA. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass diese noch weiter ausgebaut wird.» Auch sonst werde es noch einige Marktteilnehmer geben, welche ihr Glück versuchen, meint er. «Ob sie aber nachhaltig Erfolg haben werden, hängt davon ab, ob sie bereit sind, grosse Investitionen in Marketing und Technik zu tätigen. Nur so kann die Lücke zu den bestehenden Marktteilnehmern geschlossen werden.»

Kuoni möchte den Markteintritt von Etrips.ch nicht kommentieren. Offen ist, ob auf Etrips.ch die Produkte von Kuoni und Hotelplan gebucht werden können. Hotelplan-Suisse-CEO Thomas Stirnimann meint: «Die Chancen sind intakt. Die Bedingungen müssen allerdings verhandelt werden und das sind sie im Moment noch nicht.» Reagiert Hotelplan auf die neue Online-Strategie von TUI? «Eine ständige Weiterentwicklung der E-Distribution ist unumgänglich, unabhängig, wie sich die Konkurrenz entwickelt», so Stirnimann.

Im Schweizer OTA-Geschäft mischt mit der Unister Holding auch ein deutscher Konkurrent mit. Unternehmenssprecher Konstantin Korosides bestätigt, dass Unister die Aktivitäten in der Schweiz auch nach der Lancierung von Etrips.ch hoch halten will: «Das zeigt, dass wir hier sehr frühzeitig einen spannenden, wenn auch sehr komplexen und schwer zu bearbeitenden Markt erkannt haben und unser Engagement dort absolut richtig ist. Wir werden weiterhin mit grossem Elan unsere Schweizer Aktivitäten ausbauen und forcieren.»

Chris Probst

Gebremstes Wachstum bei Travel.ch

Die Ereignisse 2011 gehen auch am Online-Vertrieb nicht spurlos vorbei. «Nach anfänglich fantastischen Buchungszuwächsen von gut 40% bewegen wir uns aber nach wie vor mit einem Wachstum von 25% gegenüber Vorjahr», erklärt Roland Zeller von Travel.ch. Einem weiteren Wachstum stehe aber nichts im Weg. «Wir haben mit unserer eigenen Technologie, dem bekannten Brand Travel.ch, einem ausgefeilten Konzept und einer sehr starken Crew genügend Argumente, um weiterhin zweistellig wachsen zu können. Insofern werden wir weiter konsequent unseren Weg gehen und nicht auf Konkurrenzprodukte reagieren.»

CP