Etihad darf bei Darwin einsteigen (Ausgabe 2015-15)

Wer hat nun gewonnen?

Lange Zeit dachten die Europäer, dass die Golf-Airlines nur auf den Routen nach Asien eine Konkurrenz darstellen, und die Nordamerikaner dachten überhaupt nicht, dass sie jemals zum Problem werden könnten. Doch inzwischen haben alle gemerkt: Die wollen mehr. Was sich in den letzten Monaten im Fall Etihad Regional abspielte, dürfte in der Luftfahrt deshalb künftig noch öfter vorkommen. Ein Middle-East-Carrier will sich mit seiner finanziellen Durchschlagskraft in einen Markt einkaufen, dieser wehrt sich mit Behörden und Regularien. 

Im Fall von Etihad errang die Swiss zwar einen Sieg, indem sie Etihad Regional mit einer ungemein aggressiven Europastrategie aus Zürich verdrängte. Doch man darf sich nichts vormachen: Hätte das BAZL den Etihad-Einstieg früher und ohne Auflagen bewilligt, hätte die Swiss deutlich mehr zu beissen gehabt. Und auch so war es höchstens ein Sieg nach Punkten, kein K.-o.-Schlag. Denn inzwischen hat Etihad das erhalten, was sie wollte: Sie hat einen Fuss in der Türe des Schweizer Marktes.

Gleichzeitig hat sie aber ihre Grenzen aufgezeigt bekommen, was bei den beinahe ungebremst wachsenden Middle-East-Carriers ein eher seltenes Ereignis ist. Nur weil man in seinen Plänen drastisch zurückbuchstabierte und die Etihad Regional mehr oder weniger zu einer «Aushilfs-Airline» für die weiteren Beteiligungen degradierte, ging das ganze Projekt nicht vollends den Bach runter. Das könnte durchaus Signalwirkungen in anderen Märkten haben.

Wie geht es nun weiter? Etihad Regional wird sich hüten, zu schnell wieder zu wachsen, da dann auch das BAZL wieder aktiv würde. Klar ist aber, dass der Etihad-Konzern in der Schweiz definitiv Fuss gefasst hat und nicht so schnell wieder verschwinden wird. Für die Swiss war es vielleicht nicht einmal ein Sieg nach Punkten, sondern eher ein Etappensieg. Denn auf Dauer lässt sich die Konkurrenz aus der Golfregion im immer liberaler werdenden Flugmarkt nicht aussperren.

Stefan Jäggi