Etihad Regional baut Netzwerk aus (Ausgabe 2014-42)

Der Starke bleibt auf der Strecke

Im Europaverkehr ist ein harter Verdrängungskampf ausgebrochen, und das nicht erst seit gestern. Interessant ist dieser aber vor dem Hintergrund der immer komplexeren Struktur der Airline-Landschaft mit ihren Beteiligungen, Bündnissen und Allianzen. 

Unter den neuen Ganzjahresdestinationen fällt beispielsweise Pristina ins Auge. Keine Prestige-Destination, aber sicherlich eine lukrative. Doch ob es zusätzlich zu den Verbindungen der Stiefschwester Air Berlin sowie auch Edelweiss Air nun noch eine dritte tägliche Anbindung braucht, ist fraglich. Ins Air-Berlin-Revier drängt Etihad Regional auch mit ihren zwei wöchentlichen Mallorca-Flügen. Nach Zürich–Düsseldorf nun eine weitere Doppelspurigkeit, die bei Air Berlin in der Schweiz sicherlich für Kopfschütteln sorgt. Neben den Städteverbindungen nimmt Etihad Regional nun vermehrt auch Leisure-Ziele in ihr Netzwerk auf. Eine Strategie, die beispielsweise auch Easyjet verfolgt, und die gerade auch für die in der Ferienfliegerei tätigen Airlines nicht ohne Folgen bleiben wird. 

Etihad Regional will weiter wachsen und tastet den Markt ab. Lässt sich auf einer Strecke etwas holen, wird geflogen. Ist die Nachfrage zu schwach oder es tut sich anderswo eine bessere Option auf, werden Destinationen kurzerhand ersetzt. «Trial and error» ist heute bei der Flugplanung gängiger denn je. Wem man auf dem Weg zum Ziel ins Gehege kommt oder wen man gar verdrängt, spielt keine Rolle mehr. Dies gilt für innerhalb der Beteiligungs-Airlines der Etihad genauso wie für die einzelnen Mitglieder der grossen Airline-Allianzen. Der Schwächere räumt das Feld, der Stärkere gewinnt und bleibt auf der Strecke.

Blickt man auf die Entwicklung des bisherigen Flugprogramms von Etihad Regional zurück, kann davon ausgegangen werden, dass der kürzlich präsentierte Sommerflugplan 2015 im Grunde nicht mehr ist als eine Absichtserklärung. Was am Ende tatsächlich geflogen wird, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

Simon Benz