Schuster bleib bei deinem Leisten, diese Lektion scheint man bei Etihad Regional gelernt zu haben. Die Zeiten, in denen die Regional-Airline mit neuen Strecken um sich warf, sind vorbei. Eine Niederlage wie jene gegen Konkurrentin Swiss, nach welcher angekündigte und bestehende Strecken wieder gestrichen werden mussten, will man nicht nochmals erleben. Das angekündigte neue Konzept, das Verkaufschef Christian Schneider im Interview andeutet, tönt aufgeräumter als auch schon.
Zunächst konzentriert man sich auf das Bestehende und die Optimierung desselben. Zum Beispiel in Form einer Pünktlichkeitsgarantie bzw. eines Verspätungsrabatts mit dem sprechenden Namen Tic Toc. Falls Etihad Regional in Sachen Pünktlichkeit tatsächlich Wort hält, könnte dies noch ein probates Mittel sein, um der Swiss auf der Strecke GenfLugano ein paar Kunden abzuwerben. Andernfalls könnte das Angebot eher zur tickenden Zeitbombe mutieren. Denn der derzeitige Kampfpreis von CHF 73 für Hin- und Rückflug (Swiss CHF 74) dürfte ohnehin schon knapp kalkuliert sein. Bei einem 50%-Rabatt würde die Airline dann wohl endgültig draufzahlen.
Obwohl Etihad Regional seine Unabhängigkeit am Standort Lugano betont, muss eine neue Strategie in das Gesamtkonzept des Netzwerks der Etihad-Airways-Partner passen und wird sicherlich nicht unerheblich vom grossen Geldgeber aus Abu Dhabi mitbestimmt. Dank dessen Millioneninvestitionen kann Etihad-Regional-CCO Schneider selbstbewusst behaupten, man sei finanziell gut versorgt. Ein zentrales Element des Etihad-Partnerkonzeptes sind neben personellen und technischen Synergien v.a. Codeshare-Partnerschaften. Dank diesen kann Etihad Regional im Sommer wieder sanft ausbauen und ab Zürich und Genf zusammen mit Air Berlin und Air Serbia nach Düsseldorf, Berlin und Belgrad fliegen. Umsicht ist allerdings auch bei dieser Art der Streckenexpansion gefragt. Wie das Beispiel Air Berlin/Etihad Airways zeigt, können auch politische Umstände wie ein Luftverkehrsabkommen hochtrabende Pläne allenfalls schnell wieder zum Absturz bringen.