Der Euro wirbelt die Schweizer Wirtschaft durcheinander, die Konsumenten rennen auf den Euro ein, als gäbe es kein Morgen. Das macht auch den Vertretern der Schweizer Outgoing-Branche Sorgen. «Mir tun die Pauschalreiseanbieter leid, die müssen sich jetzt etwas einfallen lassen», sagt Globetrotter-CEO André Lüthi.
Dass einige TOs 15 Prozent Nachlass auf Pauschalreisen geben, findet Lüthi «mutig». Auch alle, die Termingeschäfte mit dem Euro gemacht hätten, stünden jetzt unter starkem Druck. Bei Globetrotter hingegen würden 90 Prozent des Umsatzes in den Verkaufsstellen zum Tageskurs umgerechnet. Aber es gebe bereits Kunden, «die mit Euro bezahlen wollen», beschreibt Lüthi die aktuelle Lage.
Kunden, aber auch den Reisebüros selber fehle es oftmals an Verständnis für die Notwendigkeit der Euroabsicherung, erklärt TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer. «Wir in der Schweiz müssen die Reisen in Franken ausschreiben und haben den Franken zum Euro abgesichert.» Mit der Loslösung des Frankens werde das sogenannte Hedgen jetzt noch riskanter. Zudem werde der Durchschnittspreis und damit der Umsatz bei den Reisebüros sinken «ausser man kann die Differenz durch mehr Buchungen wieder wettmachen.»
Das gelte vor allem für das Badeferien-Geschäft, sagt Marcel Bürgin (CEO Kuoni Schweiz). Aber man habe andererseits immer mehr Produkte, wie das dynamische Geschäft, «für die wir keine Währungen mehr absichern müssen». Die neu ausgerufenen Euro-Rabatte wirkten sich natürlich negativ auf den Verdienst aus. «Aber wir müssen ein Zeichen setzen, die Erwartungen der Kunden sind hoch.» Man wolle die Reisebüros unterstützen, damit sie ihre Kunden nicht verlieren.
Der Kurs sei letztlich nicht das einzig Ausschlaggebende, so Thomas Stirnimann, CEO der Hotelplan-Gruppe. «Der Endpreis muss stimmen und der setzt sich aus den verschiedensten Komponenten zusammen.»
Marcel Gehring, der als Geschäftsführer von Knecht Reisen im Eigen-Touroperating wenig vom Euro anhängig ist, macht sich um das Retailing Gedanken: «Ich bin überzeugt, dass ein Teil der Kunden, die man wieder überzeugen konnte, in der Schweiz zu buchen, nun wieder über die Grenze ziehen wird. Das liegt in den Köpfen der Leute, dass man immer alles günstig haben muss.» Dies habe mit dazu beigetragen, dass es mit Kuoni so weit gekommen sei. Auch TTS-Präsident Beat Walser ist erschüttert, dass «alle nach Konstanz rennen und die SBB sogar noch Extra-Züge anbietet».
Längerfristig gesehen müsse der Euro-Sinkflug nicht nur Schlechtes bringen, meint STAR-Chef Luc Vuilleumier. «Veranstalter können im Ausland günstig einkaufen, was den Schweizer Kunden zugutekommt.» Die Schweiz müsse erkennen, dass man so wie bisher international nicht mithalten könne. «Wenn unsere Produkte 20 Prozent teurer sind, müssen sie auch 20 Prozent besser sein.» Mit ihren Preisanpassungen hätten die TOs gut und schnell reagiert.