EUROPAS LUFTVERKEHR IM GEGENWIND (Ausgabe 2012-33)

Hansjörg Bürgi Chefredaktor des Luftfahrtmagazins skynews.ch

Es ist nicht nur die Euro-Krise, welche dem Flugverkehr in Europa derzeit mit Sturmböen entgegenbläst. Hausgemachte Schwächen, wie ein Übermass an Regulierungen, schwache und auf möglichst hohe Steuern zielende Regierungen, gewerkschaftliche Pfründe und ineffiziente Flugwege lassen insbesondere die europäischen Netzwerk-Airlines darben. Die Marktbereinigung wird weitergehen.

Speziell in Deutschland wird der Flugverkehr je länger je mehr auch durch politische Zwängereien torpediert. Beispiele gefällig: Berlin konzentriert den Verkehr von drei Airports auf einen (wenn dieser dann mal voll in Betrieb geht). München lehnt eine dritte Piste ab. Frankfurt macht per Gerichtsentscheid nachts zu. Und in Zürich soll auf deutsches Diktat hin ab 2020 «gekröpft» und ja keine Meile über deutsches Hoheitsgebiet geflogen werden. Luftverkehrssteuer und der im Alleingang auch im Flugverkehr eingeführte europäische Emissionshandel EU-ETS sind weitere Anti-Luftverkehrsmassnahmen. Die Folge: Den euro-päischen Airlines fehlt je länger je mehr die Luft unter den Flügeln und damit der Gewinn, um zu überleben oder in neue Flotten zu investieren. Und in Dubai zum Beispiel? Alleine dort warten sechs Parallelpisten auf Verkehr – auch auf viel Verkehr aus Europa. Während man sich hier mit dem – wohlverstanden öffentlichen – Flugverkehr schwertut, reiben sich die Airline-Scheichs in Dubai, Abu Dhabi und Katar die Hände. 

Einen einzigen «Luftverkehr-Trumpf» hat der Standort Europa doch noch, und den kann insbesondere die Schweiz spielen: die politische Stabilität. Wenn sich das latente iranische Säbelrasseln zu mehr entwickelt, werden die Umsteigeströme über die Golfregion umgehend versiegen. Also gilt es den Luftverkehrsstandort Schweiz einerseits zu bewahren, andererseits aber mit verbesserten Rahmen-bedingungen auch zukunftsgerecht zu gestalten.