Emotionen spielen bei Ferienreisen eine grosse Rolle ganz zu schweigen von Hochzeitsreisen. Es soll die «Once in a lifetime»-Reise werden, das frisch verheiratete Paar freut sich riesig auf die Zweisamkeit, die es im nahen oder fernen Ausland zelebrieren möchte. Und manche planen sogar ihre Hochzeit oder zumindest eine Trauzeremonie in ihrer Destination der Träume. Umso schlimmer, wenn sie am Flughafen vor dem Check-in-Schalter stehen und erfahren müssen, dass ihr Flug leider nicht bezahlt ist und sie mit Sack und Pack wieder nach Hause zurückkehren müssen. Dass hier Tränen flies-sen, ist nachvollziehbar. Von einem Hochzeitsreisespezialisten geprellt zu werden, das erwartet wohl niemand.
Doch leider ist dies nun geschehen. Die betroffenen Brautpaare waren davon überzeugt, mit Flitterwochen.ch einen verlässlichen Partner gefunden zu haben. Der Inhaber ist nicht nur ein versierter Reisefachmann, sondern konnte auch mit einem schönen Stand an den Hochzeitsmessen und einer ansprechenden Webseite punkten. Dort sind im Gästebuch denn auch zahlreiche positive Kommentare zu finden. Der letzte Eintrag stammt vom
2. September 2014.
Viele Hochzeitspaare liessen sich vom schönen Schein trügen und vergassen dabei nachzuprüfen, ob der Reiseveranstalter auch eine Kundengeldabsicherung besitzt. Gerade bei Reisen, die CHF 10000 und mehr kosten, sollte eine solche unabdingbar sein. Klar, mehrere zehntausend Franken als Rückversicherung auf ein spezielles Konto zu hinterlegen, das kann sich nicht jedes Reisebüro einfach so leisten. Aber wer Hochzeitsreisen verkauft, die mit so vielen Emotionen verbunden sind und die teilweise von Freunden und Verwandten des Paares geschenkt wurden, muss schon sehr unverschämt oder blauäugig sein, wenn er dies ohne Kundengeldabsicherung tut. Doch der Gipfel der Unverfrorenheit ist es, wenn man unter einer neuen E-Mail-Adresse weiterhin unwissenden Paaren Offerten zustellt und Traumferien zu verkaufen versucht, während man für geprellte Kunden und Partner nicht mehr erreichbar ist.
Nicht zu vergessen ist der Imageschaden, welcher der Reisebranche durch solche Fälle zugefügt wird. Nach Biber Travel, der Beginn letzten Jahres in den Konkurs ging und zahlreiche geschädigte Kunden zurückliess, folgt nun Flitterwochen.ch. Dadurch dass der Fall auch Eingang in die Publikumsmedien fand, wird noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen.
Nathalie de Regt