«Fragen der Sicherheit könnten zum Thema werden» (Ausgabe 2014-51)

Der ausgewiesene Touristik-Experte wirft einen Blick in die Zukunft und zeigt auf, in welche Richtung sich aus seiner Sicht das Reisegeschäft entwickeln wird.

Herr Laesser, rechnen Sie mit einem guten Reisejahr 2015?

Ja, denn die Rahmenbedingungen stimmen und das wirtschaftliche Umfeld ist nach wie vor gut. Ich erwarte keine grösseren negativen Einflüsse, die das Outgoing-Geschäft beeinträchtigen könnten.

Wo werden die grössten Herausforderungen für die Reisebranche liegen?

Sicherheitsfragen könnten dem weltweiten Tourismus einen Strich durch die Rechnung machen. Ansonsten gehe ich von «courant normal» aus. Die Konsumenten werden viele Reisen selber organisieren, der Marktanteil der Reisebranche am Gesamtvolumen wird auf kleinem Niveau verharren. Für viele Reisen braucht es den stationären Vertrieb schlicht nicht mehr.

Der Trend, über OTA zu buchen, flacht sich ab, der Kuchen ist verteilt. Neue OTA werden kein zusätzliches Volumen generieren, sondern von bestehenden OTA und nicht vom stationären Vertrieb Anteile wegnehmen. 

Wie wird sich das Fluggeschäft entwickeln?

Das ist ein langfristiger Prozess, die generelle Strömung wird sich aber fortsetzen. Die Geschäftsmodelle von Low Cost Airlines und Network-Carrier werden sich weiter angleichen. Die Marge wird vor allem auf der Langstrecke nach Asien wegen der Golfcarrier unter Druck bleiben und im Europa-Geschäft werden ein paar wenige grosse Low Cost Carrier weiter Druck auf die etablierten Airlines machen. Diese Etablierten werden vermehrt neue Geschäftsmodelle lancieren und Teilbereiche an Tochterfirmen auslagern. 

Welche Rolle werden die Reisebüros spielen können?

Eine Mischstrategie ist gefährlich. Es wird drei Geschäftsmodelle geben, die erfolgversprechend sind. 

1. Die Spezialisten, die sich mit Exklusivitäten als Experten positionieren.

2. Das Massengeschäft, also der Verzicht auf die Marge und dafür Masse bolzen. Dieses Geschäft gerät aber zunehmend unter Druck, da es immer weniger reiseunerfahrene Leute gibt.

3. Convenience: Ein Maximum an Annehmlichkeit bieten, für jene Kunden, die sich um nichts kümmern wollen oder können, Top-Service natürlich inklusive. Dieses Modell ist für Commercial und Leisure tauglich. 

Wie wird sich das Konsumentenverhalten zukünftig bezüglich Reisen entwickeln?

Das kommt nicht von heute auf morgen, das ist eine Generationenfrage. Das Reiseverhalten ist derzeit sehr stabil. Aber in einer zusehends unsicheren Welt werden Safety und Security zu einem Thema werden. Die Reisenden sind in vergangener Zeit, nicht zuletzt wegen der immer kurzfristigeren Buchungen, bezüglich der Abwägung von Gefahren, möglicher Krankheiten und Impfungen etwas nachlässig geworden. 

UH