Fest steht: Zu wenig Nachwuchs gibt es in der Schweizer Outgoing-Branche nicht. «Wir haben sogar viele sehr gut ausgebildete junge Leute», konstatiert Hanna Rychener, Direktorin der Internationalen Schule für Touristik (IST/EIT) in Zürich und Lausanne, dem offiziellen Grundausbildungspartner des SRV für die Reisebürolehre. Weil jedoch viele nach wenigen Berufsjahren wieder aussteigen, ist ein Fachkräftemangel zu beklagen. Wobei es dort nicht unbedingt um Kaderleute geht, sondern um die erfahrenen Frontarbeiter, die kompetent Reisen verkaufen können.
«Wichtig sind Kenntnisse in der EDV sprich GDS, in Administration, Organisation, Verkauf, aber auch Destinationswissen», so Andrea Kälin, Geschäftsleiterin der Adova Personalberatung in Zürich.
In der heutigen ZEit sei es üblich, früh Weiterbildungen zu machen, so Kälin. Daraus resultierten gewisse Karriereerwartungen. Erst einmal sei jedoch Berufserfahrung wichtig, um für einen Arbeitgeber attraktiv zu sein. «Eine Weiterbildung kann für mehr Jobsicherheit, Freude am Beruf und höhere Belastbarkeit sorgen, alles andere ergibt sich später von allein», so die Expertin. Man solle sich fragen: Was bringt mir etwas? Was passt zu mir?
Bei Angebot und Nachfrage sieht Kälin Differenzen: Gesucht wird v.a. Personal für die Bereiche Schalter, Geschäftsreisen, Tarifwesen und Online-Travel in Kombination mit Sprachen. Die meisten Bewerber wünschen sich dagegen PM-Stellen (die allerdings heute viel technischer seien als früher), oder sie wollen ins Marketing oder in den MICE- und Eventbereich. Erfahrene Arbeitnehmer aus tourismusfremden Branchen zu integrieren, sei ebenfalls schwierig, weil die Systeme sehr spezifisch seien.
Konzepte, um Sowohl den Nachwuchs praxisnah auszubilden als auch Quereinsteiger zu integrieren, gibt es einige. Neu führen zum Beispiel die Schweizer Handelsschule für Tourismus und das HSO KV College ein gemeinsames Tourismus-KV ein. HSO-Lernende können sich künftig ab dem dritten Semester für eine Vertiefung im Tourismus mit anschliessendem einjährigem Branchenpraktikum entscheiden und einen eidgenössischen Fähigkeitsausweis (EFZ) erlangen. Man wolle für mehr qualifizierten Nachwuchs in der Branche sorgen, heisst es seitens HSO. Der Abschluss ist ein D&A-Abschluss (Dienstleistung & Administration).
In der Grundbildung bei der IST sind die E-Learning-Module ein Erfolg. «Die Lernenden bereiten sich anhand der Module vor und im Unterricht wird darauf aufgebaut», beschreibt Rychener das System. Zudem werde der Lehrplan sowohl in der Grundbildung als auch in der Höheren Fachschule (HF) ständig an die Bedürfnisse der Branche angepasst. So nehme im HF-Lehrgang das Online-Marketing heute z.B. ein ganzes Semester ein. Auch die Quereinsteigerkurse liefen gut, mit einer Erfolgsquote zwischen 70 und 100%.
Dem Mangel an Verkaufspersonal wollte der SRV einst mit dem Wechsel von KV- zu Detailhandelslehre entgegenwirken. Da es jedoch nicht die Möglichkeit gibt, den Arbeitgebern die Wahl zu lassen, hatten diese den Vorstoss abgelehnt.