Gemeinsam schneller voran (Ausgabe )

Sara Marty über das Erfolgsgespann Paris-TGV Lyria

TGV Lyria ist eine Erfolgsstory. Die Zahlen sind beeindruckend: 3,7 Mio. Passagiere 2009, davon 2,2 international; 37% mehr internationale Passagiere innerhalb von fünf Jahren; Marktanteil von ca. 50% auf der Strecke Genf–Paris; durchschnittliche Auslastung von 73%. Abgesehen von einigen dunklen Flecken wie der Einstellung der saisonalen Verbindung nach Chur und dem Sorgenkind Bern–Neuchâtel, erweckt die Vermarktungsgesellschaft TGV Lyria den Eindruck, alles füllen zu können, was auf die Schienen gestellt wird. Wobei gerade dieses Jahr grosse Herausforderungen anstehen: Seit Dezember fahren täglich fünf Züge zwischen Basel und Paris – letztes Jahr waren es noch drei. 25% mehr Passagiere sind das Ziel auf dieser Strecke.

Da spielt der Preis eine nicht zu unterschätzende Rolle. Tatsächlich betreibt TGV Lyria ein Yield-Management, das dem einer Airline kaum nachsteht. Was für TGV Lyria überlebensnotwendig ist, lässt Konsumenten ratlos und treibt Reisebüromitarbeitende manchmal zur Weissglut.

Dennoch ist der Support für den TGV Lyria enorm. Die französischen Städte – allen voran Paris – profitieren in hohem (touristischem) Masse vom Erfolg des TGV Lyria in der Schweiz. Es erstaunt darum nicht, dass die schnelle und bequeme Erreichbarkeit dank Hochgeschwindigkeitszügen einer der Pfeiler der Kommunikationsstrategie des Comité Régional du Tourisme (CRT) Paris Ile-de-France ist.

Paris funktioniert anders als andere (City-)Destinationen. Man muss die Leute nicht nach Paris locken; sie wollen sowieso dorthin. Zu anziehend ist das Prestige der Stadt mit ihrer Mélange aus Romantik, Historie und Kultur gewürzt mit einer Prise Frivolität. Marketing für Erstbesucher wäre zum Fenster rausgeschmissenes Geld. Und weil im Falle von Paris praktisch jeder Erst- auch ein Zweitbesucher wird – der erste Besuch reicht nie aus, um auch nur annähernd alles Gewünschte zu erleben – setzt das CRT erst beim Zweitbesucher an.

Repeaters und Heavy Repeaters stehen im Fokus. Hierbei kommt wiederum die Bahn ins Spiel, denn es ist nicht der auf dem Luftweg anreisende Amerikaner, welcher die Stadt jährlich besuchen wird. Das dynamische kulturelle Angebot soll dabei als nie versiegende Quelle von Gründen für eine Paris-Reise wirken. Doch sind Veranstaltungen und Ausstellungen schwierig zu kommerzialisieren, weshalb das CRT seine Beziehungen zu Reiseanbietern sorgsam pflegen muss.