Gewollte Unklarheit rund um Baboo (Ausgabe 2010-40)

Dominique Sudan, Chefredaktor TRAVEL INSIDE (français), über Baboo

Vor einer Woche kam das Management von Baboo mit den wichtigsten Aktionären, darunter die libanesische Hauptaktionärin M1 Travel, zu einer wegweisenden Sitzung zusammen. Seither: Stille. Sogar in den höchsten Etagen des Genfer Flughafens ist die gewollte Unklarheit, mit der sich Baboo umgibt, mittlerweile ein Thema. Seitens Baboo heisst es lakonisch, dass die Gespräche mit Belegschaft und Aktionären noch im Gang seien. Dabei drängt die Zeit.

Seit ihrer Gründung, damals noch als Flybaboo, fliegt Baboo in den roten Zahlen. Vom angekündigten Restrukturierungsplan drang bislang kein einziges Detail durch. Netzwerk, Flotte, Personal – alles muss infrage gestellt werden, denn der jährliche Verlust dürfte trotz Umsatzsteigerung in den letzten beiden Jahren (2009: CHF 73 Mio.) 30 Mio. überschreiten. Baboo wird an allen Ecken und Enden sparen müssen. Die Gewerkschaft sprach sogar von kollektiver Entlassung. Das wäre ein harter Schlag für die gut 180 Mitarbeitenden, die eine Flotte von fünf Maschinen betreiben, darunter drei als teuer im Unterhalt geltende Embraer 190.

Bei der Ankündigung der Restrukturierung machte CEO Mark Darby keinen Hehl daraus, dass sich Baboo auf die rentabelsten Frankreich- und Italien-Strecken konzentrieren müsse. Konsequenz: Das ambitiöse Charter-Programm für den kommenden Winter wurde zusammengestrichen. Hotelplan Suisse bietet seinen bereits gebuchten Kunden – etwa 500 an der Zahl – Alternativen ab Zürich an, Kuoni verhandelt noch über Ersatz, während Club Med die Hoffnung auf seine eingekauften Flüge noch nicht aufgegeben hat. Darüber hinaus bewegt sich nichts. Die Flüge sind im System offen, die Codeshares aktiv, die Em-braer figuriert noch in den Flugplänen nach Athen, Bukarest, London-City und Nizza, wenn auch die Flüge teilweise mit einer der Dash 8Q-400 durchgeführt werden. Doch Änderungen sind vonnöten. Vielleicht wird Baboo die drei Embraer entsorgen müssen.

Aufgrund der engen Kooperation mit Air France und Skyteam sieht Baboo die Rettung vielleicht aus Paris kommen. Bereits jetzt werden alle Flüge nach Frankreich im Codeshare mit Air France durchgeführt, jene nach Italien mit Alitalia. Auch beim Vielfliegerprogramm Flying Blue ist Baboo dabei. Das ist ohne Zweifel der Weg, welcher derzeit in Betracht gezogen wird. Denn ein anderer Ausweg ist kaum ersichtlich.