Gibt es 2011 noch Mikro-TO? (Ausgabe 2010-04)

Die TOs wehren sich gegen die Konkurrenz durch Reisebüros.

Das Phänomen der «Mikro-TOs» führte 2009 zu heftigen Diskussionen in
der Reisebranche. Immer mehr Retailer machten von der Möglichkeit
Gebrauch, ihren Kunden mittels direkt zugänglichen Tarifen im Internet
eigene Packages zu schnüren und damit im eigentlichen Sinne als Tour
Operator zu handeln.

Dieses «Unternehmertum» der Reisebüros ist natürlich nicht verboten.
Wieviel Umsatz den klassischen Reiseveranstaltern dadurch verloren
geht, lässt sich nicht quantifizieren. Die TOs nehmen das Problem
jedenfalls nicht so sehr auf die leichte Schulter. Zunächst wurde
argumentiert, dass fehlender TO-Umsatz aufgrund mehr eigenem
«TO-Verkauf» Rückstufungen bei den Kommissions-Ausschüttungen zur Folge
haben könnte. Dann gab es die Drohung, dass die Veranstalter ebenfalls
viel mehr im Direktkanal verkaufen würden.

Die Retailer agierten aber unbeeindruckt weiter als Mikro-TO – laut
Aussagen diverser Reisebüro-Inhaber vor allem wegen Kundendruck.
Schliesslich sprechen die Leistungsträger viele Kunden direkt an (oder
diese prüfen Preise vor dem Gang ins Reisebüro im Internet), so dass
öffentlich Preise verfügbar sind, die oft unter den TO-Preisen sind.
Oder aber die Reisebüros hatten keine genügende Availability oder
keinen Zugriff auf tagesaktuelle Preise.

So haben inzwischen die TOs reagiert. Sie müssen sich dem Druck beugen.
Es gibt bei Helvetic Tours tagesaktuelle Preise statt Preislisten. Flex
Travel lanciert Mitte 2010 «Flex Discount», wodurch (TUI-)Reisebüros
aktiv zu Mikro-TOs gemacht werden, allerdings zu TUI-Konditionen:
Flüge, Motorhomes, etc. werden über von TUI gemanagte Datenbanken
angeboten und gebündelt. Und solche Angebote werden tiefer
kommissioniert. «Dann muss sich das Reisebüro wirklich zweimal
überlegen, ob es nicht besser alles via uns nimmt oder doch selber TO
spielen will!», so Paul Heimo (Nordamerika-Chef Flex Travel).