Gleich lange Spiesse für alle Airlines (Ausgabe 2009-40)

Hansjörg Bürgi, Chefredaktor des Luftfahrtmagazins Skynews.ch

Die Swiss hat die derzeitigen konjunkturellen Turbulenzen und Stürme,
welche die weltweite Luftfahrt erschüttern, bislang erstaunlich gut
durchflogen. Auch, weil Lehren aus dem Swissair-Grounding und der
damaligen Krise gezogen wurden. Dennoch könnte die Schweizer Luftfahrt
– die bei Weitem nicht nur aus der Swiss besteht – heute und in Zukunft
besser unterwegs sein. Denn die Rahmenbedingungen in der Schweiz sind
nicht optimal, die Politik und der Bund sind diesbezüglich auf
verschiedenen Ebenen gefordert.

Ein Beispiel ist die Nachwuchsförderung: Vor 15 Jahren wandte der Bund
über 25 Millionen Franken pro Jahr alleine für die zivile
Pilotenausbildung in der Schweiz auf. Heute sind es noch 1,2 Millionen
Franken.

In einigen EU-Staaten wird heute die gesamte Ausbildung zum
Linienpiloten vom Staat bezahlt. In der Schweiz muss ein angehender
Pilot selbst, oder sein Arbeitgeber, dafür aufkommen. Mit der derzeit
laufenden Revision des Luftfahrtgesetzes muss dieser
Wettbewerbsnachteil der Schweiz zugunsten eines guten und stetigen
Nachwuchses unbedingt korrigiert werden.

Zudem herrscht politische Einigkeit, dass die hoheitlichen
Sicherheitskosten in der Luftfahrt durch den Bund übernommen werden
müssen. Nur in Realität bezahlen die Passagiere via Flughafengebühren,
sowie die Fluggesellschaften und Flughäfen, heute die Kosten für die
Polizei und die Bekämpfung des Terrorismus. Auch ist hier eine
Gleichstellung mit zahlreichen anderen Ländern, wo durchwegs der Staat
teilweise oder vollständig für diese Sicherheitskosten aufkommt,
dringend notwendig.

Ein weiteres Negativbeispiel ist die vom Bund geplante zusätzliche
Aufsichtsabgabe für Luftfahrtfirmen. Die Luftfahrt bezahlt schon heute
für alle staatlichen Handlungen Gebühren und Abgaben. Eine
wettbewerbsfähige Schweizer Luftfahrtbranche ist je länger je
wichtiger, da der Wettbewerb zunehmend globaler wird. Airlines aus den
USA und den Golfstaaten verfügen über Vorteile (beispielsweise weniger
Bürokratie, tiefere oder gar keine Steuern), von denen jene in Europa
und der Schweiz nur träumen können. Gleich lange Spiesse für alle sind
dringend notwendig.