Globalisierung als Hindernis (Ausgabe 2008-03)

Urs Hirt über den Code of Conduct von B.A.R. und SRV

Mehr als anderthalb Jahre wurde verhandelt und viel Zeit und Herzblut
investiert. Das Ziel war die Ablösung des aus dem Jahre 1999 stammenden
Code of Conduct durch einen neuen, den aktuellen Gegebenheiten
angepassten Verhaltenskodex, der die Anwendung von
Computerresevationssystemen regelt. Herausgekommen ist nichts – das
Resultat der Gespräche zwischen dem Schweizerischen Reisebüro-Verband
(SRV) und dem B.A.R. (Board of Airline Representatives) sowie in einer
erweiterten Phase mit den involvierten GDS ist ernüchternd.

Glaubte man im September 2007 noch, einen gemeinsamen Nenner gefunden
zu haben, kündigte das B.A.R. am 6. Dezember 2007 zur grossen
Überraschung des SRV den alten Code of Conduct. Gleichzeitig wurden die
vom B.A.R. initiierten Verhandlungen ausgesetzt.

Was sind die Gründe für diesen Sinneswandel? Das B.A.R. spricht von
wettbewerbsrechtlichen Überlegungen, die zum Entscheid geführt hätten.
Eine Interessengemeinschaft könne eine bindende Vereinbarung im Namen
ihrer Mitglieder nicht unterzeichnen. Dies käme einer Absprache gleich
und sei nicht gesetzeskomform. Gleichzeitig zeigte sich der SRV bei den
«Guaranteed Fares» kompromisslos. Diese Problematik sollte seiner
Meinung nach direkt zwischen Airlines und GDS gelöst werden.

Erschwerend dürfte auch gewesen sein, dass neu drei Parteien involviert
sind. Wurde 1999 der Code of Conduct noch zwischen dem SRV und dem
B.A.R. abgeschlossen – teilweise gehörten die GDS damals den
Fluggesellschaften – wurde dieses Mal bald klar, dass es sich neu um
ein Dreiecks-Verhältnis handelt. Die Reservierungssysteme mussten in
die Gespräche einbezogen werden.

Ausschlaggebend für das Scheitern dürfte aber die Globalisierung sein.
Der Handlungsspielraum von Vertretern ausländischer Airlines in der
Schweiz – fast alle B.A.R.-Mitglieder gehören zu dieser Kategorie –
wird aufgrund der globalen Ausrichtung des Fluggeschäfts immer mehr
beschnitten. Irgendwo auf der Welt in den Zentralen der
Fluggesellschaften bestimmen «Schreibtischtäter-Teams» ohne Kenntnisse
der Märkte und oft praxisfremd, was weltweit zu gelten hat und was
nicht. Keine guten Voraussetzungen für eine rein schweizerische
Vereinbarung mit bindendem Inhalt. Bei einer Unterzeichnung wären
etliche B.A.R.-Mitglieder wohl nicht umhin gekommen, aus der
Vereinigung auszutreten.