Zu Google hat die Reisebranche ein gespaltenes Verhältnis. Auf der einen Seite ist der IT-Gigant ein wichtiger Partner und ein Lieferant von hilfreichen Tools; andererseits fürchtet man sich stets davor, dass Google mit der ganzen Wucht seiner Datenmenge in einen bestimmten Markt einsteigen könnte. So hat man in Europa mit Argwohn Googles Aktivitäten im nordamerikanischen Flugmarkt verfolgt und wie sie langsam nach Europa schwappten.
Inzwischen kann man sagen: Alles halb so wild im Moment jedenfalls. Die Entwicklung des Airline-Reservierungssystems von Google-Tochter ITA Software ist im Sand verlaufen. Und die soeben in der Schweiz lancierte Flugsuche ist optisch sicher-lich eine sehr ansprechende Sache und wird wohl dem einen oder anderen Metasearcher einheizen. Abgesehen von ein paar netten Features ist es aber eine Flugsuche wie jede andere auch.
Online Travel Agencies haben dem gegenüber nach wie vor den grossen Vorteil, dass die Flüge direkt auf ihrer Seite buchbar sind, während Google den Kunden zur Airline-Website weiterleitet wo er im dümmsten Fall alle Daten nochmals eingeben muss. Und die stationäre Branche hat sich sowieso damit abgefunden, dass reine Fluganfragen und -buchungen praktisch nur noch online abgewickelt werden.
Dennoch: Google deutet schon einmal an, was in Zukunft alles möglich sein wird. Das Beispiel von Easyjet beweist, dass Google durchaus in der Lage ist, Flüge direkt über die eigene Website zu buchen. Ausserdem ist wie bei der normalen Suche zu erwarten, dass irgendwann nicht mehr die passendsten Flüge zuoberst erscheinen, sondern gesponserte Inhalte. Und Tipps wie «Wenn Sie den 50 Kilometer entfernten Flughafen xy anfliegen, sparen Sie so und so viel» zeigen, dass Google seine Unmengen an Daten auch intelligent vernetzen kann. Wenn man bedenkt, welche Daten das Unternehmen sonst noch sammelt und hortet, liegt der Gedanke nicht mehr fern, dass irgendwann auch eine komplette Reiseberatung via Google möglich ist.
Stefan Jäggi