Laut Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), sollten die Schweizer Reisepreise öfters dem aktuellen Eurokurs angepasst werden bzw. es soll ein Euro-Bonus gewährt werden, wie es zum Beispiel in der Automobilbranche Usus ist. Dabei lässt sie jedoch ausser Acht, dass die Automobilbranche über Importeure einkauft und damit andere Mechanismen gelten als in der Reisebranche, in der die Produkte direkt bei den Leistungsträgern bezogen werden. Zudem kaufen die Schweizer TOs viele Dienstleistungen gar nicht in Euro, sondern in Franken oder US-Dollar ein, wodurch eine generelle Anpassung an den Euro nicht sinnvoll ist.
Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizerischen Reisebüro-Verbands, wehrt sich daher vehement gegen die Vorwürfe der Konsumentenschützerin. Durch die Saisonalität der Katalogproduktion sichern die TOs ihre Währungskurse in der Regel halbjährlich ab. Dies hat zur Folge, dass der Reisebranche selbst bei einem sinkenden Eurokurs keine Währungsgewinne entstehen, die an die Kunden weitergegeben werden können. Und bei einer Nettomarge um 1% ist der Spielraum in der Branche laut Kunz ohnehin viel zu gering dafür. Stalder lässt diese Preispolitik nicht gelten, zumal sie diese Saisonalität als von der Reisebranche definiert betrachtet, und verlangt nach einer Reorganisation der Reisebranche.
TUI Suisse könnte durch das deutsche Mutterhaus sehr schnell auf Europreise umstellen, muss aber aufgrund der Preisbekanntgabeverordnung (PBV) auch in CHF ausschreiben. Mit 1-2-Fly passt TUI Suisse die Umrechnungskurse bereits monatlich an und mit der Marke TUI hat der Veranstalter nun den Versuch unternommen, die Umrechnungskurse alle zwei bis drei Monate abzusichern. Das Währungsrisiko trägt der Veranstalter aber selber denn sollten der Eurokurs und damit auch die CHF-Preise steigen, stellt sich die Frage, ob dies die Konsumenten akzeptieren würden. Eine Frage, die selbst die Konsumentenschützerin mit «Nein, sicher nicht» beantwortet.
Fakt ist, dass jeder TO sein eigenes Geschäftsmodell hat und zu Zeiten der stabilen Euro- und Dollarkurse mit der halbjährlichen Währungsabsicherung durchaus gut gefahren ist. Dies hat sich durch die Kursvolatilität jedoch geändert, und selbst TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer ist heute davon überzeugt, dass auch andere TOs wie z.B. Kuoni ihre Preise öfters absichern. Was die SKS und den SRV angeht, bleiben die Fronten weiterhin verhärtet. Gespräche haben bisher noch zu keinem wirklich handfesten Resultat geführt, wie das Streitgespräch gezeigt hat.