«GTA-Integration wird die grosse Herausforderung im Jahr 2011» (Ausgabe 2011-12)

Peter Rothwell, CEO der Kuoni-Gruppe, im Interview mit TRAVEL INSIDE.

Herr Rothwell, wie beurteilen Sie das Konzernergebnis?

Zufriedenstellend. 2010 war nicht das einfachste Jahr, insbesondere die erste Jahreshälfte nicht. Die zweite Hälfte lief deutlich besser. Viele Märkte wuchsen schnell, vor allem Asien und das Destination Management. Die europäischen Märkte waren, mit Ausnahme Skandinaviens, zurückhaltender.

Wie beurteilen Sie das Ergebnis im Markt Schweiz?

Es ist ein gutes Resultat, wir konnten die Marge steigern. Es geht ja nicht nur um die Umsatzsteigerung, sondern auch um ein profitables Geschäft. Diesbezüglich haben wir 2010 grosse Anstrengungen unternommen. 

Der Schweizer Markt entwickelte sich 2009 schlechter als andere Märkte. Weshalb hat sich das nun geändert?

Die Schweizer sind zuversichtlicher geworden. Der Schweizer Markt ist aber ziemlich ausgeglichen, es geht nie dramatisch auf oder ab. 

Welche Auswirkungen hatte die Aschewolke auf das Ergebnis?

Die einmaligen Verluste im ersten Halbjahr 2010 beliefen sich für die ganze Kuoni-Gruppe auf CHF 14,5 Mio.

Wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Südeuropa ist sicher ein Problem. Wir müssen die Ergebnisse in Italien und Frankreich verbessern. Zudem müssen wir die Verluste in Russland reduzieren.

Die von Ihnen initiierten Umstrukturierungen sind fast abgeschlossen. Wie stark haben sie sich nun ausgewirkt?

2010 ist das erste Jahr, in dem wir den Effekt dieser Reorganisation sehen. Nachdem wir zwischenzeitlich 800 Mitarbeiter weniger beschäftigt hatten, bauen wir jetzt wieder auf, denn wir eröffnen weltweit Shops, und das benötigt Mitarbeiter. Die Herausforderung ist nicht nur, Kosten zu senken; man muss danach auch effizientes Wachstum erzielen. Ich sehe uns diesbezüglich in einer guten Position.

Wo sehen Sie noch Potenzial für weitere Umstrukturierungen?

Im Zentrum stehen nicht Umstrukturierungen. Die grosse Aufgabe im Jahr 2011 wird die Akquirierung von GTA sein, mit 2300 Mitarbeitern, die integriert werden müssen.

Sind wegen der Übernahme von GTA die Kassen leer für neue Akquisitionen?

Wir konzentrieren uns auf GTA, sind aber nach wie vor am chinesischen Markt interessiert. Ich sehe für 2011 keine Akquisition auf uns zukommen, die nur annähernd so gross ist wie GTA.

Bald werden Sie gemäss Schätzungen die Nummer drei in Europa sein. Wird dies Auswirkungen auf Ihre Marktpositionierung haben?

Kuoni hat ein Geschäftsmodell, das auf Wachstum ausgerichtet ist. Die zwei führenden Unternehmen hingegen haben in den letzten drei Jahren Umsatz verloren. Das bringt die Positionen näher zusammen, aber wir liegen umsatzmässig noch sehr weit zurück. Dafür können wir bezüglich Profitabilität mitreden, was für uns wichtiger ist.

Hat das auch damit zu tun, dass die Kuoni-Akquisitionen nicht mehr auf das Massenpauschalgeschäft abzielen?

Unsere Akquisitionen konzentrieren sich weiterhin vorwiegend auf das Premium- und Spezialistensegment sowie Destination Management. Umsatzmässig wird das Verhältnis zwischen Outbound und Inbound nach der Akquisition von GTA 50:50 betragen. Und die Wachstumsraten sind vor allem im Destination Management und in Asien hoch, während das klassische Package-Business nur in Skandinavien wirklich stark ist.

Wie beurteilen Sie den bisherigen Buchungsstand 2011? 

Nach all den Ereignissen der letzten Wochen müssen wir froh sein, dass wir in Lokalwährungen auf Vorjahresniveau sind. Tour Operating ist aber nur ein Teil unserer Geschäftsaktivitäten. Ich bin zudem zuversichtlich, dass sich die Situation in Japan bis zur Hochsaison wieder normalisiert und auch die Nachfrage nach Ägypten – zurzeit das grösste Thema für uns – im Herbst und Winter wieder zurückkommt.

Stefan Jäggi/Urs Hirt