Gute Preise – gute Besserung (Ausgabe 2009-37)

Chris Probst zu den kurz- und mittelfristigen Prognosen der drei Grossen

Im Reisejahr 2009, das von vielen als das schwierigste in der
Geschichte bezeichnet wird, ist das Sommergeschäft gelaufen. Immer
wichtiger ist aber das Herbstferien-Geschäft geworden. Und diese
Aussichten sind ebenfalls nicht gerade rosig, denn genau die Familien,
welche im Herbst in anderen Jahren in Scharen ans Meer geflogen sind,
buchen sehr zurückhaltend.

In der Planung sind die drei grossen TOs unterschiedliche Wege
gegangen. Während Kuoni und TUI Suisse offenbar die angebotenen
Kapazitäten konservativ geplant haben – dadurch ist die Auslastung nach
Aussagen von TUI-Chef Martin Wittwer nach wie vor gut –, hat MTCH
Marktanteile dazugekauft. In diesem Zusammenhang muss man die Aussage
von MTCH-Chef Thomas Stirnimann sehen, man habe mehr Passagiere als im
letzten Jahr, allerdings seien die Dossiers kleiner geworden.

Durch die gesunkenen Durchschnittspreise hat sich natürlich auch die
Profitabilität verschlechtert. Für die Tatsache, dass die Schweiz der
einzige Markt mit signifikant sinkenden Preisen sei, spricht Kuoni-CEO
Stefan Leser «einen Mitbewerber» schuldig, der vor einem Jahr komplett
am Markt vorbeigeplant habe. Gemeint kann er damit nur MTCH haben …

In der Tat ist das gesunkene Preisniveau – verantwortlich ist sicher
nicht nur ein einzelner TO, sondern auch Leistungsträger wie Airlines
oder Hotels – ein grosses Problem. Die Kunden haben sich längst an das
tiefe Niveau gewöhnt; das geht jeweils ziemlich schnell. Die Preise
mittelfristig wieder auf ein vernünftigeres Niveau zu bringen, geht
sehr viel länger. Diese Tatsache ist zwar nicht neu, aber umso
schlimmer in der momentanen Situation. Und damit das Preisniveau wieder
steigt, braucht es alle drei Grossen. Sobald einer von ihnen nicht
mitzieht, funktioniert das nicht.

In eine kurz- und mittelfristige Planung gehört natürlich auch eine
mögliche Pandemie wegen der Schweinegrippe. Wie konkret der Worst Case
bei Kuoni, TUI Suisse und MTCH geplant wurde, lässt sich nicht sagen –
dazu sind die Aussagen der CEOs zu wenig genau. Mit einer Pandemie
würden die Prognosen der TOs aber zur reinen Makulatur verkommen. Das
wissen die CEOs natürlich. Noch sieht es nicht nach einer Pandemie aus.
Deshalb wird bei diesem Thema keine Panik verbreitet, was sicher
richtig ist. Mehr Hysterie als Facts, meint beispielsweise Wittwer.
Hoffentlich behält er recht.