Überraschend kam die Ankündigung der Lufthansa Group nicht: Seit über einem Jahr bereiten sich die Marktteilnehmer auf die Weiterreichung des Kreditkartendisagios vor. Die Frage war nur, wann und wie dies umgesetzt wird. Somit fielen die Reaktionen gefasst aus.
Zwei Aspekte stossen den Agenten aber sauer auf. Einerseits das anhaltende «Unbundling», also das Splitten des Flugpreises in einen Tarif und immer mehr separat verrechnete Zuschläge. In den GDS sind noch zahlreiche Eingabefelder vorhanden, in welche die Airlines weitere Zuschläge platzieren könnten. Resigniert warten die Agenten auf die nächste Übung, bei der ein Tarifbestandteil plötzlich zur Gebühr wird.
Dann gibt auch die Höhe der Zuschläge zu reden. Swiss/Lufthansa haben sich für eine Pauschale entschieden. Ist die Höhe angemessen? Man kann zumindest nachrechnen: Wenn CHF 22 für ein Langstreckenticket anfallen und man einen Disagio-Satz von 1,8% annimmt, ergibt sich ein durchschnittlicher Ticketpreis von CHF 1 222; bei einem Satz von 1,6% sogar CHF 1 375. Wenn die CHF 22, wie die LH Group versichert, nur ein Teil der Disagio-Kosten sind, dann ist es zumindest der Löwenanteil.
Im Alltag ändert sich für Reisebüros aber nicht viel. Manche sehen gar die Chance, nun ebenfalls Kreditkartengebühren bei der Bezahlung weiterer Dienstleistungen einzufordern. Allerdings gibt es auch nicht wenige Reisebüros, welche bisher alle IATA-Tickets über eine eigene Firmenkreditkarte ausstellten und so massiv Meilen sammelten. Dies dürfte mit den neuen Gebühren deutlich weniger verlockend sein.
Die Commercial-Spezialisten begrüssen ihrerseits die früh erfolgte Ankündigung, wobei nicht alle Fragen erledigt sind. Laut Markus Ruch (BTA) mangle es zudem an Konsequenz: «Zuerst haben Fluggesellschaften den Kunden die CC schmackhaft gemacht und sie mit Bonuspunkten für Freiflüge überhäuft. Jetzt, wo die Karte Alltag ist, sollen die Kunden dafür bezahlen, d.h. sie bezahlen zukünftig die Meilen, die sie durch den Einsatz der Karten sammeln.»
Vielleicht verlangen Kunden nun wieder mehr nach ungeliebten Rechnungen, nach LSV-Lösungen oder Alternativen wie das in der Schweiz noch wenig gebräuchliche V-Pay. Ob Flüge sinnvoll per Maestro/EC bezahlt werden können, ist ebenso zweifelhaft wie die Frage, ob sich Meilensammeln per CC-Bezahlung noch lohnt.