Hahn Air will ADMs vorbeugen (Ausgabe 2011-20)

Der Ticketdienstleister bietet den Reisebüros einen «Joker» an.

Mit ihrer Flottenstärke von einer sechsplätzigen Beechcraft, die zweimal pro Woche zwischen Düsseldorf und Luxemburg fliegt, gehört Hahn Air im operativen Fluggeschäft zu den kleinsten Airlines. Seinen Fokus hat das Unternehmen auf einen anderen Bereich gerichtet: Hahn Air ist in erster Linie ein Ticketdienstleister. 

«Wir sind weltweiter Marktführer im Interline E-Ticketing (IET); über 3,5 Millionen  E-Tickets werden pro Jahr auf HR-169-Dokumenten ausgestellt. Der IET-Plattform von Hahn Air gehören über 240 Airlines an, und  Reisebüroagenten in 190 Ländern können diese ausstellen», sagt Andreas Ochse, VP und Head of Global Account Management. 

Entstanden ist das Unternehmen in den 90er-Jahren, damals noch ausschliesslich als Regional Carrier unterwegs. Nach einigen Jahren wurden erste Interline-Agreements mit südamerikanischen Airlines abgeschlossen, für die ein Eintritt in die BSP als Offliner zu teuer gewesen wäre. Als immer mehr Airlines hinzukamen, beschloss man bei Hahn Air, den eigentlichen Flugbetrieb zu reduzieren; «es hätten sich sonst auf diversen Strecken Konkurrenzsituationen mit unseren neuen Interline-Partnern ergeben», erklärt Ochse.

Aus der Schweiz beispielsweise sind heute Tickets von 179 Partner-Airlines für Einzel- und Kombinationsflüge ausstellbar; darunter nicht nur exotische Fluggesellschaften, sondern auch Namen wie Continental Airlines, Tunisair, Philippine Airlines oder Skywork. Bei 60 zusätzlichen Partnern, meist grosse Players wie Lufthansa oder Emirates, können nur Tickets für Kombinationsflüge ausgestellt werden.

Geschäftszahlen gibt Hahn Air keine bekannt. «Unser Unternehmen befindet sich in einer stabilen finanziellen Lage», sagt Ochse lediglich dazu – ergänzt aber, dass es keine Konkurrenzfirma gebe, die ein ähnliches Portfolio anbieten könne. In der Schweiz würden die Dienstleistungen von Hahn Air sehr gut aufgenommen. «Die Schweizer Umsatzzahlen, in Relation zu den verfügbaren Reisebüros gesehen, sind immer sehr erfreulich und stehen bei uns auf Seite eins weit oben», so Ochse.

Momentan arbeitet Hahn Air daran, die vielerorts ungeliebten ADMs bereits im Vorhinein zu vermeiden. Dazu seien zurzeit im Rahmen eines grossen Projekts mehrere technische Tools in Entwicklung, sagt Tobias Jost, Director Global Account Management. Bis die Tools ausgereift sind, stellt Hahn Air den Reisebüros den «Your Rooster», eine Art Joker, zur Verfügung. «Jedem Reisebüro wird einmal pro Jahr ein entstandenes ADM erlassen», erklärt Jost.

Nebst den neuen Tools werden auch eigene Experten eingesetzt, die in Zusammenarbeit mit den Partnerairlines dafür sorgen sollen, dass die Sales Restrictions – eine häufige Fehlerquelle, die ADMs verursacht – eindeutig dargestellt werden.

Sehr geschätzt werde von den Reisebüros auch die Insolvenzversicherung, die Hahn Air anbietet. Damit erhalten alle Passagiere, die ein E-Ticket von Hahn Air besitzen, bei der Insolvenz der operierenden Airline den bezahlen Flugpreis vollständig zurück. «Sobald dies eintrifft, etwa dieses Jahr bei der Mexicana, starten wir einen Notfallprozess und stellen ein Team für die Refunds zusammen. Unser künftiges Ziel ist es, Refunds innert 72 Stunden zu erstatten», sagt Ochse.

Als weitere Dienstleistung an die Agents ist in dieser Woche auf der Unternehmens-Homepage das «Hahn Air College» aufgeschaltet worden, das aus verschiedenen Selbstlerner-Modulen rund ums Interline-Ticketing besteht.

Stefan Jäggi