Genau vor einem Jahr, am 31. Mai 2011, hat Hainan Airlines (HU) den Flugbetrieb zwischen Peking und Zürich aufgenommen. Wie zu Beginn der Rotation bedient die Fluggesellschaft die Strecke im laufenden Sommerflugplan drei Mal pro Woche (Dienstag, Donnerstag, Sonntag) mit einem Airbus A330-200 in einer Zweiklassen-konfiguration (34 Lie-Flat-Sitze in Business Class und 180 Sitze in der Economy Class). Aufgrund der geringeren Nachfrage wird im Winterflugplan 2012/13 wie bereits im letzten Winter auf noch zwei wöchentliche Rotationen reduziert.
Der neue Schweiz-Chef der Airline, Zhou Yingli, zieht eine vorläufige Bilanz: «Trotz der starken Konkurrenz durch die Swiss, die als Homecarrier und mit vielen Feederpassagieren seit Februar 2012 täglich nach Peking fliegt sowie auch Shanghai und Hongkong bedient, und durch die Mitbewerber aus Europa und dem Mittleren Osten, welche via ihre Hubs viele preissen-sible Kunden abholen, können wir bei gleichbleibenden Kapazitäten eine zwar langsame, aber stetige Steigerung der Auslastung ausweisen. Im Winter liegt diese nun bei rund 55%, im Sommer bei gut 75%, was eine durchschnittliche jährliche Auslastung von rund 65% ergibt.» Er verschweigt nicht, dass die HU-Flüge vor allem durch Gruppen aus China gefüllt werden, welche die Schweiz und weitere Länder in Europa besuchen möchten. «Der Leisure-Tourismus ex China boomt, der Anteil der Passagiere ex China liegt auf der Zürich-Route bei gut 80%, nur knapp 20% generieren wir in der Schweiz.»
Yingli weiss, dass sein neues Betätigungsfeld eine grosse Herausforderung darstellt, will sich aber mit ganzer Kraft den Mitbewerbern stellen und sich dafür einsetzen, dass der Aufwärtstrend von Hainan Airlines in der Schweiz anhält und wenn möglich beschleunigt werden kann. Er ergänzt: «Solange wir mit unserer Auslastung und den erzielten Yields die Kosten decken können und solange die Nachfrage weiterhin steigt, so lange lohnt es sich auch, die Strecke zu fliegen. Die Vorausbuchungen für den Sommer stimmen mich auf jeden Fall optimistisch. Eine neue Route braucht immer ihre Zeit, speziell wenn man wie wir keiner Allianz angehört und sich deshalb im Fall von Zürich auf kein breites Feedernetz, ausser unseren Codeshares mit Air Berlin, abstützen kann. Für den reinen Point-to-Point-Verkehr gibt der Markt Schweiz nicht viel mehr her, um eine Aufstockung der Frequenzen ins Auge zu fassen.»
In der Branche sei das Produkt Hainan Airlines inzwischen bekannt und man arbeite eng mit den China- und Asien-Anbietern zusammen. Nicht zuletzt wegen des dichten Inland-Netzes mit besten Anschlüssen an die Zürich-Flüge sieht Yingli noch ungenutztes Potenzial: «Wir werden unsere Marketingaktivitäten intensivieren, um unser Produkt auch beim Endkunden noch bekannter zu machen. Auf der Commercial-Seite, was für die Business Class wichtig ist, sind wir mit drei bzw. zwei wöchentlichen Flügen zu wenig flexibel, um für Geschäfts-reisende attraktiv zu sein. Da müssten wir mindestens vier wöchentliche Flüge anbieten, was derzeit aber kein Thema ist.»
Zehn Jahre im Dienst von Hainan Airlines
Seit dem 12. Januar 2012 verantwortet Zhou «Joe» Yingli als Country Manager den Schweizer Markt von Hainan Airlines. Seine Karriere bei der Airline begann 2002 als Mitarbeiter der Station in seiner Heimatstadt Xian. 2006 wurde er nach Lhasa (Tibet) versetzt und 2007 in die Division International Business am Hauptsitz der Airline. 2008 wurde er Deputy Manager in Budapest, zuständig für den osteuropäischen Markt, bevor er von 2009 bis 2011 erstmals als voll verantwortlicher Country Manager nach Khartoum (Sudan) versetzt wurde.
Urs Hirt



