Als im Jahr 2011 der Euro-Kurs unkontrolliert in die Tiefe fiel, wanderten die Schweizer massenweise ins Ausland ab, um ihre Ferien zu buchen. «Schweizer Veranstalter waren plötzlich 25 bis 30% zu teuer», erinnerte sich der neue Kuoni-Schweiz-CEO Marcel Bürgin unlängst in einem TI-Interview, «inzwischen bieten wir alle längst wieder marktgerechte Preise an. Das Denken, dass im Ausland alles zwingend billiger ist, hat sich aber bei vielen Schweizern eingepflanzt.»
Untermauert wird diese Aussage von TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer, der kürzlich im «Sonntagsblick» sagte: «Im Jahr 2013 sind im Pauschalreisegeschäft etwa CHF 300 Mio. ins Ausland abgeflossen.» Dabei habe TUI Suisse in der Schweiz dieselben Preise wie in Deutschland. Gegenüber TI präzisiert er: «Gemäss unseren Schätzungen werden rund 25% der Pauschalreisen in Euro im Ausland gebucht CHF 250 Mio. übers Internet und CHF 50 Mio. über stationäre Reisebüros im Euro-Ausland.» Immerhin seien die Auslandbuchungen seit 2012 leicht rückgängig.
Wie sieht es aber bei den Reisebüros aus? TI hat sich im grenznahen Schaffhausen umgehört. Bei vielen Büros heisst es, dass sich die Situation im Vergleich zum Jahr 2012 deutlich entschärft habe. «Es ist kein grosses Thema mehr, gehört in unserer Region aber zum täglichen Geschäft», fasst Thomas Bolliger von Rolf Meier Reisen in Neuhausen die Situation zusammen.
Bei Lilly Travel in Schaffhausen geht es sogar in die andere Richtung: «Wir haben auch zwei, drei sehr gute deutsche Kunden, die Schweizer Qualität suchen und deshalb zu uns kommen. Ausserdem merken wir, dass Schweizer Kunden wieder zurückgekehrt sind», erklärt Sergio Ricci, der schon vor der Gründung der Lilly-Filiale in Schaffhausen arbeitete.
Nicht alle sehen die Situation aber so gelassen. «Crossborder-Buchungen sind immer noch ein grosses Problem, auch wenn es einige Veranstalter herunterspielen», sagt René Bättig von RMR Schaffhausen, «der Offertenvergleich mit Deutschland ist gang und gäbe, und wir müssen auch deutsche Produkte wie z.B. Jahn Reisen anbieten.»
Dass die Schweizer immer noch gerne ennet der Grenze buchen, beweist ein Besuch bei Pomorin in Jestetten (D). Es herrscht Hochbetrieb, und gemäss Silke von Maikowski sind 75 bis 80% der Kunden Schweizer darunter auch viele Stammkunden. «Wir bieten Veranstalter beider Länder an. Bei den Kreuzfahrten werden deutsche und Schweizer Produkte etwa gleich oft gebucht, bei den Pauschalreisen schwingen die deutschen aber immer noch oben aus.»