Hello-Linienflüge von Genf nach Dakar bald Realität? (Ausgabe 2008-10)

Der für Starter Voyages während der Wintersaison ab dem EuroAirport durchgeführte Charterflug nach Senegal bliebe trotzdem erhalten.

Dass Hello ihr Geschäftsmodell überdenken will, kommt nicht von
ungefähr. Die klassische Charterfliegerei ist durch die vielen Low Cost
Airlines in Bedrängnis geraten. Der Einstieg von Air Berlin bei Belair
erstaunt Markus Seiler ebenso wenig, wie die Übernahme von Edelweiss
Air durch die Swiss: «Nach Palma oder auf die Kanaren sind wir als
Chartergesellschaft nicht mehr kompetitiv, da Air Berlin und Tuifly
diese Märkte aus der Schweiz beherrschen. Und heute gibt es zwischen
Linie und Charter keinen Unterschied mehr», sagt der erfahrene
Airliner. Seiler war bis Sommer 2007 CEO und nun Verwaltungsrat von
Hello. Zudem ist er als selbstständiger Airline Consultant tätig.

Zürich bietet Hello keine Basis mehr für ein volles, ganzjähriges
Charterprogramm. Einziges Standbein bleiben die Flüge für Kosova
Airlines nach Pristina. Doch sie reichen nicht, um eine MD-90
auszulasten, so Seiler.  Und für einen Low-Cost-Betrieb ist Hello
mit nur sechs Flugzeugen zu klein, deshalb wird nun der Einstieg ins
Liniengeschäft erwogen.

Dakar wird von Hello seit ihrem Gründungsjahr 2004 ab Basel von
Dezember bis Ende April jeden Freitag bedient. Passagiere sind
hauptsächlich Touristen, die ihre Reise über den Elsässer
Reiseveranstalter Starter Voyages gebucht haben. Schweizer
Touroperators offerieren Senegal (noch) nicht.

Genau solche will Markus Seiler nun finden. Er ist überzeugt, dass ein
Linienflug aus der Schweiz nach Senegal Potenzial hat: «Dakar war
früher eine wichtige Swissair-Destination und Air Afrique bediente im
Gegenzug Genf. Neben Touristen gibt es auch viele Geschäftsleute, die
regelmässig nach Westafrika reisen. Dies ist heute nur mit teuren und
umständlichen Linienflügen  möglich. Wir könnten mit Hello,
beispielsweise ab Genf, zu Beginn einmal pro Woche, direkt fliegen»,
führt der Airline-Spezialist aus.

Der Einstieg in den Linienverkehr würde bei Hello eine neue Ära
einläuten, war sie bis anhin doch eine reine Charter und ACMI Lease
Airline. Das Verkaufsteam müsste aufgestockt werden und es bestünde
Transportpflicht. Erste Kontakte mit den schweizerischen, aber auch den
senegalesischen Luftfahrtbehörden haben bereits stattgefunden und der
Erteilung der entsprechenden Bewilligungen steht eigentlich nichts im
Wege, umsomehr, als diese Linie brachliegt. «Jetzt muss ich nur noch
den Verwaltungsrat der Hello überzeugen», fährt Markus Seiler fort. Der
Start könnte bei einem positiven VR-Entscheid auf den Winterflugplan
2008/09 hin erfolgen.

Die sechs von Hello betriebenen MD-90 sind mit Jahrgang 1996 und 1997
zwar im besten Alter, zählen aber bezüglich Unterhaltskosten zu den
teureren Flugzeugen. Zwei fliegen fest für Iceland Express, eine
derzeit für Air Malta und eine für Bangkok Airways sowie je eine ab
Zürich und Basel als Charter. Die Leasingverträge wurden 2004,
respektive 2006, für zehn Jahre mit fixen Raten abgeschlossen und
können frühestens nach fünf Jahren aufgelöst werden.

Trotzdem hat die Geschäftsleitung vom Verwaltungsrat den Auftrag
erhalten, bis Mitte 2008 eine Evaluation für einen MD-90-Nachfolger
durchzuführen. Laut Markus Seiler stehen nur Flugzeuge der A320-Familie
und der Boeing 737NG-Reihe zur Diskussion. Eine Auslieferung wäre
theoretisch erst 2013 möglich. Da aber nicht alle heute bestellten
Airbusse und Boeings auch so wie bestellt geliefert werden, sind
kürzere Lieferfristen möglich. 2008 wird also zum einem für die Zukunft
von Hello weichenstellenden Jahr.

Auch im vergangenen, ihrem vierten Geschäftsjahr, hat Hello einen
Gewinn eingeflogen. Angaben zu den Finanzzahlen werden nicht gemacht.
Doch zu den Verkehrsleistungen schon: Die sechs MD-90 leisteten 2007
total 19600 Blockstunden auf 6500 Flügen und beförderten 760000
Passagiere. Per Ende 2007 beschäftigte Hello 100 Festangestellte und 50
Freelancer, davon 66 Piloten und 46 Flight Attendants.

Hansjörg Bürgi, Senegal