Helvetic ist in Cardiff willkommen (Ausgabe 2011-14)

Die walisische Hauptstadt ist neues Ziel von Helvetic Airways.

«Wir haben Cardiff seit etwa zwei Jahren auf unserem Radar, weil dieses Ziel genau unseren Nischenkriterien entspricht», erklärte Helvetic-CFO/CCO Tobias Pogorevc anlässlich des Erstflugs von vergangener Woche. Wichtige Kriterien sind: Möglichkeit einer Ganzjahresoperation, kein Massenziel, Potenzial für minimal vier wöchentliche Flüge im Business und/oder Lei-sure-Verkehr. Die walisische Hauptstadt wird an den Tagen 3-–5 nachmittags, am Montag frühmorgens angeflogen. Angeboten wird auch die neue Business Class Viva. 

Dadurch kann nun auch im Charterbereich ein entsprechend höherwertiges Produkt angeboten werden, das zur angestrebten Ertragssteigerung beitragen soll. Für den Flughafen Zürich ist Cardiff laut CEO Thomas Kern eine willkommene Ergänzung des Hubs. Er gratulierte ausdrücklich zum Mut, immer wieder neue Ziele aufzuspüren und anzufliegen.

Cardiff ist gegenwärtig im Linienverkehr nur von KLM drei Mal täglich mit Amsterdam und einmal pro Tag mit einem BA/AF-Codeshare-Flug nach Paris mit dem Kontinent verbunden. Daneben stehen Linienflüge nach schottischen Zielen und Charterzielen in Südeuropa auf dem Departure-Display. Kein Wunder, äusserte sich Flughafen-CEO Patrick Duffy begeistert zur neuen Verbindung: «Wir erhoffen uns dadurch mehr touristischen Verkehr nach Wales, einem Land, das es noch zu entdecken gilt.» Falcontravel, Zubucher auf Helvetic, hat Wales bereits im Angebot, wie Geschäftsführerin Ingrid Volmer ergänzt: «Wir bieten Mietwagen-Rundreisen neu ab Cardiff an, die bisher in London, Birmingham oder Manchester begannen. Auch Süd-england (Devon/Cornwall) erschliessen wir nun via Cardiff, nachdem wir den Newquay-Charter nicht mehr im Programm haben.» Sie verspricht sich dadurch einen zusätzlichen Anreiz für ein Land, das etwas im Schatten von England, Irland und Schottland stehe, das aber viel zu bieten habe.

Cardiff, das sich wie so manche UK-Hafenstadt sich in den vergangenen Jahren neu ausrichten musste, ist laut der Schweizer Honorarkonsulin Ruth Thomas-Lehmann eine Stadt von 320000 Einwohnern, die bereits viele Bande zur Schweiz hat und wirtschaftlich boomt. Ein Rundgang durch die Stadt führt neben dem zentral gelegenen Schloss und dem nach Wembley grössten UK-Fussballstadion zu Fussgängerzonen mit grossen Shopping Malls wie auch schnuckeligen Läden. Das alte Hafenquartier ist zu einem Ausgehquartier mit Pubs, wo Penderyn, der einzige lokale Whiskey, kredenzt wird, und dem Kulturzentrum Millennium Centre mit einem Theater von gegen 2000 Plätzen geworden.

Laut Pogorevc treffen die Buchungen für die neue Destination rund eine bis zwei Wochen vor Abreise ein. Dies sei nicht weiter beunruhigend, man sei dies vom Bari-Aufbau gewohnt, die Situation werde sich konsolidieren. 

Momentan sind keine weiteren Destinationen in einem finalen Entscheidungsprozess, der zwar nicht von Swiss beeinflusst wird, mit deren Vertretern man aber einen informellen Gedankenaustausch bezüglich neuer Ziele pflegt. Gewöhnt hat man sich an die Tatsache, dass man für die Konkurrenz gewisse Ziele aufbaut, die diese dann – ohne entsprechende Aufbauarbeit – mit  grösseren Maschinen bedienen kann. Martin Ebner: «Wir werden dann vom Jäger zum Gejagten.» Und CEO Bruno Jans ergänzt: «Dann steigen wir – wie zum Beispiel in Catania, wo wir wegen der Flugzeuggrösse nicht mehr konkurrenzfähig waren – aus. Es gibt aber auch Möglichkeiten der Koexistenz: Nach Lamezia fliegen wir an Wochentagen, die Wochenenden decken Edelweiss und Air Berlin ab.»

Peter Kuhn, Cardiff

Ebner: «Meine Erwartungen wurden übertroffen»

Ein sichtlich entspannter Martin Ebner war mit Ehefrau Rosmarie, mit der zusammen er via die Firma Patinex die Helvetic Airways Group besitzt, nach Cardiff gereist: «Der Carrier hat meine beim Kauf im März 2006 gehegten Erwartungen übertroffen. Er hat auch im Ende März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr einen Cashflow von CHF 5 Mio. erzielt, was für ein reines Dienstleistungsunternehmen, das keine Assets hat, beachtlich ist. Die sechs Fokker 100, für die die Airline Leasinggebühren bezahlt, sind im Besitz der Dachgesellschaft, der Helvetic Airways Group. Dazu gehört auch die Pilotenschule Horizon, deren Entwicklung laut Ebner jene der Airline noch übertrifft. Mit dieser muss sich Ebner nur einmal pro Monat befassen, denn «das Management macht einen hervorragenden Job», was auch VR-Präsident Leonardo de Luca bestätigt. 

CEO Bruno Jans und CFO/CCO Tobias Pogorevc gehen ihren Weg des Aufspürens und Bedienens von Nischen konsequent weiter: «Gegenwärtig werden wir auf der Linie zu 60% via Website und zu 40% von Reisebüros gebucht. Nachdem wir in den GDS Amadeus und Galileo sind, wird sich dieses Verhältnis vor allem für die Ziele Bari und Cardiff wohl drastisch verändern.» Pogorevc wünscht sich seitens der TOs etwas weniger Zurückhaltung bei der Übernahme von Risiken. Ab Bern wird nur die Strecke nach Brindisi auf eigenes Risiko geflogen, das restliche Risiko tragen die TOs mit Aaretal und Kuoni an der Spitze. Nicht unwesentlich angesichts der auch von Helvetic erwarteten Überkapazität. 

PK