Hohmeister sollte noch etwas bleiben (Ausgabe 2013-38)

Swiss kommt nicht aus den Schlagzeilen

Paukenschlag zum Wochenauftakt: Christoph Franz, der Lufthansa-Konzernchef und frühere CEO der Swiss, verlängert seinen Ende Mai 2014 auslaufenden Vertrag nicht und wird das VR-Präsidium beim Pharmakonzern Roche übernehmen. Eine weitgehend unerwartete berufliche Umorientierung, welche im Lufthansa-Konzern, aber auch bei der Swiss für viel Gesprächsstoff sorgt.

Die vorherrschende Frage ist nun, wie das Sesselrücken vor sich gehen wird. Seit dem Politiker Heinz Ruhnau (1982–1991 LH-Chef) hat Lufthansa die Nachfolge an der Konzernspitze stets intern geregelt. Auch dieses Mal ist nur von internen Kandidaten die Rede. Spitzenkandidat ist für Medien und Experten Carsten Spohr, der aktuelle Chef des Konzernbereichs Passage; im Rennen sollen aber auch Karl-Ulrich Garnadt (Vorstandschef Lufthansa Cargo) und Swiss-CEO Harry Hohmeister sein.

Von den genannten Personen hat sich noch niemand offiziell um das Amt bemüht. Verständlicherweise hält sich der Lufthansa-Konzern mit Aussagen zurück. Swiss-intern ist man dem Vernehmen nach jedoch nicht alarmiert. Es wird offenbar davon ausgegangen, dass Hohmeister die Ämter als Swiss-CEO und im Lufthansa- und AUA-Vorstand weiterführen will. Doch würde er einem weiteren Karriereschritt, sofern möglich, wirklich widerstehen? Das wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Klar ist: Der Chefwechsel trifft den Lufthansa-Konzern zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Airline befindet sich in einem milliardenschweren Sparprogramm. Die Herausforderungen auf strategischer Ebene nehmen nicht ab. Gerüchten zufolge waren einige Lufthansa-Verwaltungsräte und grössere Aktionäre mit der Entwicklung des Konzerns im ersten Halbjahr unzufrieden. Böse Zungen sagen gar, dass Franz «rechtzeitig abgesprungen» ist und einige LH-Mächtige darüber nicht mal unglücklich sind – obwohl nach aussen hin Franz bis zuletzt sehr gut dastand. So oder so wird der neue CEO ein schwieriges Erbe antreten.

Sollte Hohmeister tatsächlich neuer «Boss» in Frankfurt werden, würde auch auf den Nachfolger bei Swiss ein schwieriges Amt warten. Hohmeister hat stets betont, dass Swiss trotz guten Resultaten längst nicht gefestigt sei. Zudem hat es in der Geschäftsleitung und im Kader 2013 viele Wechsel gegeben (Abgänge Hätty/Klaus, damit verbundene Neubesetzungen auf diversen Stufen, Neuaufbau Genf). Es ist wohl besser, wenn Hohmeister zuerst mal für Stabilität in der Schweiz garantiert. Die Chance auf den Top-Posten in Frankfurt kommt bestimmt wieder.

Jean-Claude Raemy