Hotelplan und Germania trennen sich (Ausgabe 2015-36)

War Holidayjet zu Germania-lastig?

Es will einfach nicht klappen mit den Charterairlines von Hotelplan Suisse. Nach dem Aus von Hello dauerte die Zusammenarbeit mit der tschechischen Travel Service eineinhalb Jahre, diejenige mit Germania Flug AG nun sogar nur ein halbes Jahr. Dabei sollte mit dem Projekt «Holidayjet» endlich alles anders werden: Statt mit exotischen Airlines zusammenzuarbeiten, die beim Kunden wenig Vertrauen wecken, nahm man ein deutsches Produkt und versuchte es «einzuschweizern», um eine langjährige Partnerschaft zu ermöglichen.

Dass der Abbruch so plötzlich und kurzfristig erfolgt, ist ein klares Zeichen für grös-sere Probleme. An den Vorausbuchungen von Hotelplan kann es eigentlich nicht liegen – dann hätte man einzelne Rotationen herausnehmen können, und vor allem würde man nun nicht wieder mit Vollchartern operieren.  

Also muss es am Produkt des Partners oder am Partner selber liegen. In der Branche wird bereits gemunkelt, dass die Qualität des Produkts einfach nicht gestimmt habe. TI konnte sich mehrfach live ein Bild davon machen – es ist kein Highend–Produkt, aber für einen Feriencharter im tieferen Preissegment genügt es allemal. 

Wahrscheinlicher ist, dass die Ausrichtung der Germania Flug AG Hotelplan nicht mehr ins Konzept passte. Abseits des Holidayjet-Projekts fokussiert die Airline zunehmend auf Ethnic Traffic in den Balkan, traditionell nicht als Qualitätsprodukt bekannt. Fürchtete Hotelplan um das Image seines Ferienfliegers – zumal die Airline nie einen Hehl aus der Tatsache machte, dass «der Holidayjet-Kunde, sobald er das Flugzeug betritt, bei Germania ist»? Mit dem Flottenausbau plant Germania Flug AG zudem den Schritt in den Einzelplatzverkauf. Gut möglich, dass Hotelplan im Verkauf plötzlich vom eigenen Charterpartner unterboten worden wäre.

Der neue Charterpartner Helvetic Airways hat sicher kein Qualitätsproblem, dürfte Hotelplan auf Dauer aber zu teuer sein. Die Suche kann von neuem beginnen.

Stefan Jäggi