IATA-Büros sind am Schwinden (Ausgabe 2015-23)

Mehr Fluch oder Segen?

Der Gebrauch des «IATA Accredited Agent»-Logos auf der eigenen Website oder in den Büroräumlichkeiten soll einem Reisebüro mehr Glaubwürdigkeit und Sichtbarkeit garantieren. Zumindest, wenn man der IATA Glauben schenken darf. Dieser Punkt wird auf deren Website nämlich als einer der Vorteile einer IATA-Lizenz aufgelistet. Gewiss, es gibt durchaus Kunden, die hinter diesem Logo eine Art Sicherheit vermuten und sich dadurch besser betreut fühlen. Was der Kunde aber nicht sieht, sind die vielen Ärgernisse, die eine solche Lizenz oftmals mit sich bringt.   

Damit sind zum einen die mühseligen Prozesse gemeint, die den Agenten seit der Verlagerung des BSP-Standortes von Genf nach Madrid das Leben schwer-machen. Zum anderen sorgten in der Vergangenheit aber auch Probleme im Zusammenhang mit dem Financial Review, schlechte telefonische Erreichbarkeit und viel zu knappe Fristen für Unmut. Letztere führten in einigen Fällen sogar zu einem Lizenz-Entzug. 

Inzwischen ist es so, dass selbst IATA-Reisebüros immer wieder auf Flugbroker ausweichen, um ihre Flugtickets auszustellen. Denn so bleibt der administrative Aufwand vergleichsweise gering. Gleichzeitig profitiert der Agent von besseren Konditionen oder kann durch mehr Umsatz beim Tour Operator eine höhere Kommissionsstufe erreichen. 

Wägt man also die Vor- und Nachteile einer IATA-Lizenz ab, nehmen die Nachteile vielerorts überhand. Da verwundert es auch wenig, dass sich die Anzahl der IATA-Agenturen in der Schweiz in den letzten zehn Jahren beinahe halbiert hat.

Obwohl sich der SRV im Mai in den Verhandlungen mit der IATA auf eine Kompromisslösung geeinigt hat, wird es trotzdem noch bis April nächsten Jahres dauern, bis diese neuen Regelungen in Kraft treten. Ob sich die Agenturen bis dahin gedulden werden, wird sich noch zeigen. Gut möglich, dass sich der Bestand der IATA-Büros bis dahin nochmals verringern wird.  

Melanie Mooser