Immer mehr Angebote ab Friedrichshafen (Ausgabe 2012-47)

Kampf um die Ostschweizer Kunden

Der Flughafen Zürich ist für die Schweiz unbestritten die wichtigste Verkehrsdrehscheibe, gefolgt von Genf und Basel. Für ein kleines Land wie die Schweiz ist dies an und für sich schon eine beachtliche Dichte an Flug-häfen, doch auch die kleineren Flughäfen sind in den vergangenen Jahren nicht untätig geblieben. So sind in Bern die Angebote speziell im Ferienflugbereich in den letzten Jahren deutlich ausgebaut worden. 

Für Ostschweizer war Zürich in der Regel ein guter, relativ nahe gelegener Flughafen. Doch hat sich die Situation in den letzten Jahren auch dort geändert. Jenseits der Grenze, in Friedrichshafen am Bodensee oder in Memmingen (68 Kilometer vom Bodensee entfernt), wurde das Ferienflugangebot durch deutsche Veranstalter markant ausgebaut, dazu kamen auch immer bessere Linienflugverbindungen. Das hat Nachfrage abgesogen. Die lange auf Zürich fokussierten Schweizer Grossveranstalter haben dies immer mehr zu spüren bekommen.

So sehr, dass Kuoni nun Flüge ab allen wichtigen Schweizer Flughäfen anbietet und ab nächstem Jahr gar über die Grenze tritt und ab Friedrichshafen Flüge anbietet – zwar keine eigenen Vollcharter, aber doch einige Sitze in Kooperation mit den Konkurrenten TUI und Thomas Cook. Dieses Vorgehen soll einerseits den Markt in der Ostschweiz, welcher immer öfter auf die Flüge am Bodensee auswich, wieder enger an Kuoni binden. Andererseits wird damit Kuoni mit seiner Marke Helvetic Tours definitiv auch grenzüberschreitend aktiv.

Doch der Kampf entbrennt nicht nur auf klassischen Badeferienstrecken. Veranstalter aus dem nahen Vorarlberg schneiden sich immer grössere Stücke vom Schweizer Kuchen ab. Korsika-Spezialist Rhomberg Reisen wird 2013 mit einem Charter ab Zürich aktiv und tritt damit den Kuoni-Töchtern Frantour/Railtour gehörig auf die Füsse. Und Sardinien war bislang für Ostschweizer fest in der Hand von High Life Reisen, einem Veranstalter aus Götzis (A) mit einem Ableger am Flughafen Altenrhein. 

Dieser sollte jetzt stärker vom Sardinien-Platzhirsch Smeraldo Tours konkurrenziert werden. «Sollte», weil Smeraldo zwar verspricht, in der Ostschweiz aktiv zu werden, aber zumindest ab dem Flughafen Altenrhein keinen Charter nach Sardinien wird auflegen können. Der nicht-konzessionierte Flughafen kann tun und lassen, was er will, und es ist auch verständlich, dass er seinen langjährigen treuen Kunden, welcher das Sardinien-Angebot mit viel Geld aufgebaut hat, schützen will. Ob sich so allerdings langfristig der «geschützte Garten Ostschweiz» vor dem Angriff der im Raum Zürich beheimateten TOs beschirmen lässt, darf angezweifelt werden.