In Genf drohen Überkapazitäten (Ausgabe 2011-13)

Dominique Sudan, Chefredaktor TI-français, zum Angebotsausbau Richtung Golfstaaten

Gedränge im Nahen und Mittleren Osten: Allein ab Genf fliegen bald drei «Big Player» des Persischen Golfs täglich in direkter Konkurrenz: Emirates, welche in dieser Woche mit einer imposanten Show ihre Flüge ab Genf per 1. Juni promotete, sowie Etihad und Qatar Airways. Nicht ganz vergleichbar, aber dennoch im selben Zielmarkt tätig sind Gulf Air, welche vor zwei Tagen drei wöchentliche Flüge aufnahm, sowie Kuwait Airways. Im weiteren Sinne ebenfalls in der Region tätig sind Middle East Airlines und Saudi Arabian, welche über ein dichtes regionales Netzwerk verfügen und demnächst der Skyteam-Allianz beitreten. Fehlt nur noch Oman Air, welche aber demnächst ab Zürich fliegen wird.

Die drei global tätigen Carrier werden für Flüge zu zahlreichen internationalen Destinationen, welche ab ihren Hubs bedient werden, direkt konkurrieren. Schon jetzt ist der Konkurrenzkampf zwischen Etihad und Qatar Airways verbissen, mit dem Einstieg von Emirates wird ein «Golfkrieg» im Tarifbereich entstehen. Die Aufgabe der lokalen Manager ist kolossal: Die Head Offices in Abu Dhabi, Doha oder Dubai wollen angesichts der grossen Investitionen möglichst schnell Gewinne sehen; allerdings ist der aktuelle politische Kontext mit der Krise in Libyen und den verschiedenen Aufständen in arabischen Ländern alles andere als förderlich für die Nachfrage. 

Dennoch, die Golf-Airlines stehen global gesehen hervorragend da. Die geostrategischen Hubs verschieben sich in den Mittleren Osten. Europa ist mit Hubs gesättigt. Deshalb positi-onieren sich die arabischen Airlines in Europa auch auf Flughäfen zweiter Kategorie, zu welchen Genf gehört. Emirates, Etihad und Qatar Airways wissen genau, dass sie hier ihre Trümpfe im Verkehr nach Asien, in den Indischen Ozean oder nach Australien/Neuseeland frei ausspielen können. 

Seit sie in Genf aktiv sind, sind die Golf-Airlines auch wichtige Partner der lokalen TOs. Zahlreiche Asien-Spezialisten sowie in der Romandie aktive Deutschschweizer KMU, welche kaum Kontingente auf Direktflügen ab Zürich erhalten, entscheiden sich ab Genf für Flugalternativen via die Golfstaaten. Das Tarifniveau ist bereits sehr attraktiv. Mit dem Einstieg von Emirates wird der Konkurrenzkampf noch härter – auch für Swiss. Denn der Markt in Genf kann die angebotene Kapazität niemals absorbieren.