In harten Zeiten mit gutem Beispiel voran? (Ausgabe 2013-20)

Swiss nun auch im Management auf Sparkurs

Die Swiss bleibt seit Wochen mit schöner Regelmässigkeit in den Schlagzeilen. Kürzlich wurde die neue Verbindung nach Singapur aufgenommen, in Genf wird eine dezentrale Struktur aufgebaut, die B777 wird beschafft, Managementpositionen werden neu besetzt. So weit, so gut. Gleichzeitig haben sich aber die Zahlen im 1. Quartal alles andere als rosig präsentiert: CEO Harry Hohmeister muss sich in den Medien seit einiger Zeit immer wieder zu Sparzielen und -möglichkeiten äussern. 

Im Rahmen der Sparbemühungen wurden Stellen in der Administration gestrichen bzw. verlagert, und die Situation mit den Piloten ist nicht erst seit den GAV-Diskussionen von 2011 angespannt. Zuletzt wurde das Senioritätsprinzip von Hohmeister persönlich in Frage gestellt. Ebenso wird befürchtet, dass in Genf Personal zu anderen Konditionen angestellt wird als in Zürich. Was tun Manager, wenn sich die Diskussionen immer mehr um Sozialleistungen und Löhne drehen? Sie gehen – möglichst medienwirksam – mit gutem Beispiel voran.

Am vergangenen Freitag kam also die Meldung, dass die sechsköpfige erweiterte Geschäftsführung von Swiss ab Juli und bis Ende 2015 auf 5% ihres Gehalts verzichten wird. Das Ziel: Ein Beitrag zum Zukunftsprogramm Score, dank welchem Swiss wettbewerbsfähig bleiben soll. Wie hoch dieser Beitrag ausfällt, ist nicht klar, zumal das Topmanagement der Swiss die Löhne nicht offenlegen muss. 

In der Swiss-Spitze dürften die Gehälter zwar nicht so exorbitant sein, dass sechs Mal 5% weniger Lohn gleich einen wesentlichen Beitrag zur finanziellen Gesundung ergibt. Hohmeister, neulich in den Lufthansa-Vorstand berufen, dürfte laut Insidern rund CHF 800000 jährlich beziehen. In den 2,5 Jahren dürften die sechs Manager gegen CHF 400000 an Einsparungen beisteuern. Aber es geht wohl nicht primär um Geldbeträge an sich, es geht um die Symbolik. Die Basis soll Vertrauen in die Spitze gewinnen. Der Verdacht liegt allerdings nahe, dass der Lohnverzicht vor allem ein Argument in kommenden Vertragsverhandlungen mit Arbeitnehmergruppierungen sein wird. In den Lohnstufen der Flugbegleiter wären 5% Lohnverzicht aber weit weniger leicht verkraftbar.

Die Kritik von Gewerkschaftsseite blieb nicht aus. Seit der Ernennung von Hohmeister in den Lufthansa-Vorstand brechen die impliziten Vorwürfe nicht ab, dass a) Swiss so über lange Zeitabschnitte führungslos sein wird und b) dass jetzt noch mehr aus Frankfurt gesteuert wird. Beides lässt sich nicht belegen. Aber es verdeutlicht das Malaise, mit welchem Swiss nach einigen sehr erfolgreichen Jahren derzeit zu kämpfen hat.

Jean-Claude Raemy