Kampf gegen Hürden und Stolpersteine (Ausgabe 2011-46)

Car Tourisme Suisse setzt auf Nähe zu Bundesbern

Vergangene Woche hat Car Tourisme Suisse den von Präsident Werner Ryffel vorgeschlagenen Nachfolgekandidaten Christophe Darbellay zum neuen Verbandspräsidenten gewählt. Damit scheint die Branche ein generelles Bedürfnis befriedigt zu haben: die Nähe zu den politischen Entscheidungsträgern in Bern. Damit zeigt sich auch der eigentliche Schwachpunkt der Car-Branche: die Abhängigkeit von den politischen Entscheidungsgremien. Dass die Behördenmühlen oft langsam und nicht immer im Interesse der Unternehmer mahlen, ist kein Geheimnis. 

Eines der Hauptmerkmale der Car-Branche – dies ist ein Vor- wie auch Nachteil – ist ihre Streuung, und zwar hinsichtlich Angebot sowie auch geografisch. Car Tourisme Suisse hat heute laut dem Schweizer Handbuch für Bustouristik 433 Mitgliedsfirmen mit ca. 1765 Reisecars. Während zahlreiche Unternehmen über ein bis zwei Busse verfügen, entfallen über 300 Fahrzeuge (inkl. Linien- und Minibusse) auf Eurobus, Twerenbold und Marti Reisen. Auch die Geschäftsfelder, in welchen sich die Unternehmen bewegen, sind vielfältig und reichen von eigenen Programmen über Vereins- und Auftragsfahrten bis zum ÖV. 

Diese Streuung macht die Branche weniger anfällig auf Einbrüche in einem bestimmten Segment bzw. in einer bestimmten Destination. Und so hat sie den Euro-Tauchgang bislang auch relativ unbeschadet überstanden, denn die währungsbedingte Buchungsabwanderung ins Ausland macht für die Carreisenden nur bedingt Sinn, schätzen sie doch genau die lokale Verankerung der Anbieter und ihre Nähe zum Abfahrtsort. Der Euro-Dämpfer erreicht die Branche jedoch mit Verzögerung. Laut Ryffel ist langsam eine abnehmende Tendenz der Firmenbuchungen spürbar. Dies schadet vor allem denjenigen Unternehmern, die ihr Geschäft vorwiegend mit Auftragsfahrten bestreiten.

Durch die grosse geografische Streuung unterscheiden sich auch die Prioritäten und Problemfelder der Anbieter. Ein Unternehmen im Emmental hat andere Bedürfnisse und Probleme als z.B. ein Unternehmen im grenznahen Schaffhausen. Das macht eine einheitliche Mobilisierung nicht einfach. Sinnbild dafür ist die Generalversammlung von Car Tourisme Suisse, an welcher in diesem Jahr eine laut Ryffel beinahe rekordverdächtige Anzahl von 67 Stimmberechtigten teilnahm. Die ASTAG und Car Tourisme Suisse versuchen nun verstärkt, durch die Politiker in den eigenen Reihen möglichst tief in den Entscheidungsapparat einzudringen. Dem Kampf gegen die Hürden und Stolpersteine, welche die Branche zu überwinden hat, kann dies nur dienlich sein.