Mit der Aufhebung der Euro-Untergrenze hat sich das Buchungsverhalten der Schweizer erneut verändert. Das zeigt eine Umfrage bei Reisebüros auf beiden Seiten der Grenze. Von einem definitiv grösseren Zulauf an Kunden aus der Schweiz berichtet Manuel Pomorin vom Reisebüro Pomorin im deutschen Jestetten: «Gebucht wird die ganze Palette vom Nur-Flug bis zur Weltreise, vor allem die Angebote deutscher Veranstalter mit Abflügen ab der Schweiz sind gefragt. Auch an der Fespo konnten wir vor Ort markant mehr Buchungen entgegennehmen.»
Auf Schweizer Seite spricht René Bättig (RMR Reisen Schaffhausen) von einer unerfreulichen Entwicklung. Gewisse Medienberichte sowie die SBB-Extra-Shoppingzüge hätten den Einkaufstourismus gar noch gefördert. «Wir spüren die Auswirkungen stark, auch wenn gewisse TOs mit Rabatten und neuen Umrechnungskursen rasch und sensationell reagiert haben. Doch sogar bei Stammkunden braucht es viel, um sie zu halten, obwohl wir seit langem auch deutsche Produkte anbieten und man bei uns in Euro bezahlen kann.» Einige Aufträge habe man trotz grosser Bemühungen verloren.
«Wir haben noch am gleichen Tag einen Newsletter verschickt und Werbespots im Lokalradio geschaltet, dass man bei uns alle deutschen TO buchen und in Euro bezahlen kann», erklärt Philippe Oehler von Swissexpress in Basel. «Im Moment bedienen wir eher mehr Leute als zuvor. Bei Dynamic Packaging oder Flugtickets sind die Spiesse dank tagesaktuellen Kursen etwa gleich lang. Nur Flüge mit Air France, gebucht ab Mulhouse statt Basel, sind markant günstiger, obwohl es der gleiche Flug ist», fügt Oehler an.
Die Stammkunden wüssten, dass man bei ihm ausländische Veranstalter buchen könne, «trotzdem gehen einige wieder über die Grenze», weiss Hans Jörg Hagger vom Reisebüros Buchs AG zu berichten. In den letzten Jahren habe bereits eine gewisse Abwanderung stattgefunden. Gegenüber 2011 ist die Kursdifferenz nun aber grösser. «Es braucht viele Erklärungen, um die Kunden hier zu halten. Trotzdem erzielten wir im Januar ein leichtes Plus gegenüber 2014», so Hagger. «Ob die Euro-Rabatte der Schweizer für die Branche letztlich gesund sind, sei mal dahingestellt.» Volumen zu generieren, um die interessanten Kommissionsstufen zu erreichen, werde jetzt noch schwieriger. Glücklicherweise sei er TTS-Mitglied, als Gruppe könne man den Folgen der aktuellen Entwicklung etwas entgegenwirken.
UH