Kapazitätswachstum nach Asien und Middle East (Ausgabe 2015-16)

Konsolidierung nicht in Sicht

Wer auf dem Mailing-Verteiler der entsprechenden Airlines steht, kann sich derzeit vor Asien- und Middle-East-Specials kaum retten. Es tobt der Preiskampf zwischen den Legacy Carriers aus Asien, der Schweiz und vom Persischen Golf. Und nun kommt Emirates auch noch mit der Breaking News: zweiter täglicher A380 ab Zürich. Daraus folgt eine Kapazitätssteigerung um weitere 135 Plätze täglich. Schwerpunkt: Business Class. 

Während Emirates begründet, man könne sonst den Bedarf nicht mehr decken, sprechen Schweizer Flugbroker von massiven Überkapazitäten und einem drohenden Preisgefüge fernab jeder Realität. Die Kunden freut’s. Vor allem diejenigen, die ohnehin eine Fernreise geplant haben. Denn wenn die eine Airline beginnt, mit Specials um sich zu werfen, folgt die nächste auf dem Fuss. Stichwort Matching. Als potenzieller Passagier muss man nur noch zuschlagen. Plötzlich kostet der Flug, den man budgetiert hatte, ein paar hundert Franken weniger. Den Verkäufern und Wiederverkäufern allerdings bringt dieser Vorgang kein Zusatzgeschäft. Zu Spontanreisen können Flugspecials meist nur im Kurzstreckenbereich animieren. 

Doch Emirates will mit dem zweiten A380 vor allem noch mehr Business-Plätze verkaufen. Auch wenn ihnen dort ebenfalls Preisdumping vorgeworfen wird, lässt sich mit den Business-Kunden gutes Geld verdienen. Die neue Abendmaschine kommt nicht umsonst in einer Konfiguration mit weniger Eco-Sitzen als am Nachmittag nach Zürich. In First und Business gehe man meist nahezu voll beladen auf die Startbahn, heisst es bei Emirates. Hier scheint das Angebot der Nachfrage – die allerdings aus dem gesamten Netzwerk und höchstens zur Hälfte aus der Schweiz kommt – tatsächlich hinterherzuhinken. 

Was die Consolidators beklagen: Von ihnen wird erwartet, dass sie ihren Umsatz stetig steigern. Teils werden bis zu 20% gefordert. Bei immer günstigeren Preisen ist das allerdings eine schwer zu erfüllende Aufgabe, trotz steigender Kapazitäten. Insider vermuten zudem ganz andere Gründe für die A380-Verdopplung in Zürich: eine Überkapazität an Maschinen. Bedenkt man, dass Emirates über 60 A380 in der Flotte und über 80 der sonst eher schwach nachgefragten Grossmaschine bestellt hat, ist die Annahme nicht völlig abwegig. 

Dem Travel-Trade bleibt unterdessen nur die Hoffnung auf eine Konsolidierung, wie sie in den USA nach Jahren ähnlicher Kämpfe stattgefunden hat. Bis es so weit ist, kann es allerdings einige Jahre dauern. 

Stephanie Günzler