Kein Aufschrei wegen 10 Dollar notwendig (Ausgabe 2009-22)

Jean-Claude Raemy zum US-Reisebusiness

Roger Dow, der umtriebige Präsident der U.S. Travel Association, ist
ein grosser Selbstdarsteller. Sein Leistungsausweis ist aber, das lässt
sich nicht bestreiten, eindrücklich. Er hat es verstanden, der
Reisebranche bei den US-Regierungsbehörden Gehör zu verschaffen.

Das ist dringend notwendig. Seit der Schliessung der «United States
Travel and Tourism Administration» 1996 haben die USA Marktanteile im
globalen Tourismus verloren. Die damalige Regierung glaubte, die USA
brauchen keine nationale Marketingrepräsentanz mehr. Die Zahlen aus der
Schweiz verdeutlichen, wie fatal das war: 1996 erreichten die
USA-Einreisen ex Schweiz ein Allzeithoch von über 417000; diese Marke
wurde nie mehr erreicht.

Das hat nicht nur mit fehlendem nationalem Marketing-Einsatz zu tun.
Dieser wurde einerseits durch die Visit-USA-Büros und lokale
Initiativen ersetzt, wobei diese in der Regel über vergleichsweise
bescheidene finanzielle Mittel verfügen. Andererseits gab es die
bekannten politischen Faktoren.

Obwohl die Gesamtzahl Einreisen in die USA seit 1996 zunahm, ist die
Entwicklung gemessen an der globalen Zunahme an Langstreckenreisen
negativ. Das hat Dow inzwischen dem US-Präsidenten persönlich schildern
können. Damit dieser Gelder spricht, wurde ein «private/public
partnership» vereinbart: Der Staat trägt 50% bei, der private Sektor
50%. Dass dabei auch die Einreisenden zur Kasse gebeten werden, liegt
auf der Hand. Mit zehn Dollar Gebühr, die alle zwei Jahre ausgerichtet
werden muss, ist man gut bedient.
Visa für andere Länder sind teils deutlich teurer.

Der Zeitpunkt der Gebühren-Einführung ist noch unbekannt. Denn obwohl
seit Januar bereits sieben Millionen ESTA ausgestellt wurden, ist die
Automatisierung noch nicht genügend fortgeschritten. Die Airlines
sollten ESTA-Daten vor Abflug übermitteln, wehren sich aber gegen
diesen Mehraufwand. Solange der ESTA-Check nicht vor Abflug erledigt
ist, wird man den grünen I-94 noch ausfüllen müssen.

Was heisst das Ganze letztlich für die Reisebüros? Sie können ESTA für
ihre Kunden beantragen. Mit der Gebührenpflicht wird sich die Frage
nach dem Inkasso stellen. Vielleicht kann man ja zu den zehn Dollar
noch eine Erledigungsgebühr hinzurechnen. So gesehen sollte man den
Mehraufwand noch nicht gleich aburteilen.