Man kann es nicht anders sagen: Das Projekt Etrips.ch ist gescheitert. Zwar existiert die Online Travel Agency von TUI Suisse nach wie vor im Internet. Aber was mit einem Portal geschieht, in das nicht mehr investiert wird und das gleichzeitig noch nicht weitherum bekannt ist, weiss die Branche spätestens seit dem Fall Netflight.ch von Globetrotter. Auch für die anderen teilnehmenden Veranstalter wird es wohl nicht mehr lange interessant sein, ihre Angebote auf dem Portal zu vertreiben das sieht auch TUI selbst so.
Ganz offensichtlich hat TUI Suisse den Aufwand unterschätzt, den es benötigt, um ein solches Portal bei der breiten Masse bekannt zu machen. Dass TUI selbst eine renommierte Marke ist, half in diesem Fall nicht. Das Beispiel Etrips.ch zeigt, dass in der Online-Welt nicht automatisch alles besser ist, sobald man einmal den Eingang gefunden hat, sondern dass man auch als arrivierter Reiseveranstalter wieder fast ganz von vorne anfangen muss. Der Name «Etrips.ch» ist ausserhalb der Branche heute noch kaum bekannt. Ebookers oder um über den Tellerrand der Branche hinaus zu schauen der Schuhlieferant Zalando beweisen, welche unglaublichen Marketinggelder vonnöten sind, um eine Marke wirklich bekannt zu machen. Und ob die genannten Beispiele schon profitabel wirtschaften, ist erst noch mehr als fraglich.
Der Fall Etrips.ch lässt aber auch vermuten, dass bei TUI Suisse keine echte Online-Langzeitstrategie vorhanden war oder ist. Vor einem Jahr wollte man in die Breite gehen und lancierte ein neues Portal mit einem neuen Namen; heute will man auf Konsolidierung setzen und die bestehenden Marken festigen. Das Projekt «Online Driven Company» könnte nun, zumindest dem Namen nach, in einer gesamtheitlichen, marktübergreifenden Online-Strategie münden. Aber es kommt spät, sehr spät.
Schliesslich verdeutlicht der Fall Etrips.ch die Zwickmühle, in der sich die klassischen Veranstalter heute befinden. Eigentlich müsste man viel Zeit und Geld investieren und dabei eben auch Ressourcen und Ausdauer für Experimente haben, um Anschluss an die Online-Welt zu finden. Doch genau diesen Spiel-raum hat heute keiner mehr, weil er schon derart stark unter Druck steht. TUI Suisse jedenfalls wird damit wieder auf Feld eins zurückgespült und ist höchstens um eine Erfahrung reicher geworden.
Stefan Jäggi