Keine höheren Löhne 2010 (Ausgabe 2009-50)

TUI und MTCH geben eine Lohn-Nullrunde durch. Kuoni und Knecht kommunizieren später – es sieht aber auch dort nicht rosig aus.

2009 war ein Krisenjahr, das ist unbestritten. Was bedeutet dies für
die Angestellten der grossen Marktteilnehmer? Leider sieht es nicht so
aus, als ob die Lohntüten 2010 dicker werden.
TUI hat seinen Mitarbeitenden bereits kommuniziert, dass es aufgrund
der aktuell angespannten Situation in der Wirtschaft und der
Tourismusindustrie eine generelle Lohn-Nullrunde geben wird.

Dazu CCO Rainer Schenkel: «Nur wenn Produktivitätsfortschritte erzielt
werden, kann auch eine entsprechende Lohnerhöhung weitergegeben werden.
Dies war bei TUI Suisse in den letzten Jahren auch der Fall.» Etwas
Hoffnung auf mehr Lohn 2010 gebe es dennoch für die TUI-Mitarbeitenden:
«In den vergangenen Jahren wurde jeweils eine Prämie an die
Mitarbeitenden ausbezahlt, abhängig vom Geschäftsgang. Dies ist auch im
laufenden Geschäftsjahr nicht auszuschliessen, sofern wir unsere Ziele
übertreffen.» TUI hat Lohnerhöhungen bisher immer auf Leistung und
Qualifikation basiert ausgesprochen.

Offenbar werde die Lohn-Nullrunde problemlos akzeptiert und
mitgetragen, weil TUI in der aktuellen Situation mit Kurzarbeit keine
Lohnkonzessionen von den Mitarbeitenden einfordert. Schenkel hebt zudem
hervor, dass die aktuelle Teuerung in der Schweiz bei minus 0,4% liegt:
«Ein Jahr ohne Lohnerhöhung ist auch in dieser Hinsicht verständlich.»

Bei M-Travel Switzerland (MTCH) haben im November Gespräche über die
Lohnrunde 2010 zwischen der Geschäftsleitung und der Personalkommission
stattgefunden. Dazu MTCH-Sprecher Valentin Handschin: «Diese
Diskussionen fanden vor dem Hintergrund statt, dass die für die
Lohnrunde massgebende Referenzgrösse – nämlich die Teuerung per Ende
September – minus 0,9% betrug. Insbesondere mit Blick auf das
Geschäftsjahr 2008/09, welches bekanntlich ein schwieriges Jahr war,
wurde deshalb beschlossen, auf eine Erhöhung der Lohnsumme per 1.
Januar 2010 zu verzichten.»

Abgesehen von individuellen strukturellen Anpassungen der Saläre
(beispielsweise aufgrund einer neuen Funktion), wurde damit bei MTCH
erstmals eine Nullrunde vereinbart – im Vorjahr war die Lohnsumme noch
um 1,5% erhöht worden. «Diese Vereinbarung gilt für alle
Mitarbeitenden, weil diese gemäss einem den Anforderungen an die
Lohngleichheit entsprechenden Führungs- und Entwicklungssystem
entschädigt werden», präzisiert Handschin.

Kuoni Schweiz hat bereits im letzten Jahr den Rhythmus der
Lohnerhöhungen geändert, wobei seitdem immer der Jahresabschluss
mitberücksichtigt wird. Dieser ist jeweils im März bekannt. Die
Geschäftsleitung von Kuoni Schweiz entscheidet darum jeweils erst Ende
Februar/Anfang März über die Lohnrunde, und die geänderten Löhne werden
dann ab April ausgezahlt. Zu Tendenzen hinsichtlich der Lohnrunde will
Kuoni-Sprecher Peter Brun keine Stellung nehmen, «da der wichtige Monat
Dezember eben erst begonnen hat.»

Auch bei Knecht Reisen gibt es allfällige Lohnerhöhungen nicht per
Anfang Jahr. Laut CEO Roger Geissberger entscheidet die
Geschäftsleitung über die Lohnrunde im Mai und «je nach
Wirtschaftslage». Wenn erhöht werden sollte – Geissberger rechnet mit
einer Erhöhung der Gesamtlohnsumme um 1%, was aber noch nicht definitiv
ist – wird dies nicht nach dem Giesskannenprinzip erfolgen, sondern
nach Leistung. Will heissen, der VR setzt die neue Lohnsumme fest, und
die einzelnen Direktoren sind mit der Feinverteilung der Lohnerhöhungen
beauftragt. «In der Krise werden primär die tieferen Löhne erhöht und
nicht diejenigen des Kaders», fügt Geissberger noch an.  

Jean-Claude Raemy