Knecht Reisen: Alles Gut – wie weiter? (Ausgabe 2008-18)

Jean-Claude Raemy über das Resultat von Knecht Reisen

Knecht Reisen hat ein Rekordjahr hinter sich. Die «Schallgrenze» von
150 Mio. Franken Umsatz wurde 2007 mit rund 177 Mio. Franken unerwartet
deutlich übertroffen. Damit hat das Aarauer Familienunternehmen den
vierten Platz im Schweizer Outgoing-Tourismus gefestigt.

Das ist nicht selbstverständlich. An Problembereichen mangelte es
nämlich nicht. Der Kauf von Travelhouse durch Hotelplan – Knecht hätte
sich die Spezialistengruppe auch gerne geschnappt – führte 2007 dazu,
dass Produkte der Travelhouse-Konkurrenten von Knecht (Africantrails
und Skytours) in den HP-Filialen jenen von Knecht vorgezogen wurden.
Allerdings kommt die aktuelle Sortimentsbereinigung bei
Hotelplan/Travelhouse der Knecht-Gruppe nun auch entgegen … Weitere
Probleme waren die aggressive Konkurrenz von Flex Travel in fast allen
TO-Gebieten von Knecht, Ertragsschwäche bei Baumeler Reisen und
anhaltende Personalprobleme an der Basis.

Wie kommt angesichts dieser Widrigkeiten ein Rekordjahr zustande?
Einerseits durch Stabilität: Das aktuelle Knecht-Management arbeitet im
Schnitt seit 14 Jahren zusammen. Auch die übernommenen Firmen verfügen
über langjährige Manager (und wo es nötig war, wurden diese durch
eigene Kräfte ersetzt). Andererseits hält sich Knecht weiterhin aus den
volatilen Charter- und Massenmärkten heraus – obwohl offenbar interne
Diskussionen bestanden, es doch zu wagen, doch das ist vom Tisch. Und
nicht zuletzt betrug der Output pro Mitarbeiter in der Knecht Group 1,2
Mio. Franken – ein guter Wert.

Die Frage ist aber: Welche Wachstumsmöglichkeiten hat Knecht in
Zukunft? Im Tour Operating ist man aufgrund der Vereinbarung mit der
TTS-Gruppe «geografisch limitiert». Im Retailing, wo sich jüngst die
Übernahmen von Mittelthurgau und Hoss bezahlt machten, sind die
Möglichkeiten für weitere Akquisitionen dünn gesät. So bleibt nur
organisches Wachstum in den Fernreisedestinationen, vielleicht mit der
einen oder anderen punktuellen Übernahme.

Doch CEO Roger Geissberger denkt voraus. Das «lean management», wie
erwähnt ein Erfolgsfaktor von Knecht, wird dem Wachstum der Firma
angepasst. Will heissen, dass es künftig einen TO- und einen
Retailing-Chef geben könnte. Geissberger stösst an seine Limiten, zumal
er noch in elf Verwaltungsräten sitzt. Eine Strukturanpassung ist für
2009 traktandiert. Dann werden auch neue Weichen für die künftige
Ausrichtung gestellt.