Kommt nun Schwung in die Dynamik? (Ausgabe 2011-17)

Chris Probst über die IT-Entwicklung der TOs

Schon seit langer Zeit wird auch in der Schweiz von der dynamischen Produktion oder «Dynamic Packaging» gesprochen. Abgesehen davon, dass nicht alle genau das Gleiche unter diesem Begriff verstehen, ist die Sache ziemlich einleuchtend. Touristische Leistungen sollen nicht nur aus den eigenen Datenbanken der TOs gebündelt, sondern auch aus allerlei fremden Quellen zusammengestellt werden können.

Die Zeiten, in denen Pauschalangebote nur aus einer bestimmten Anzahl Flüge oder Hotels bestehen, welche ein Veranstalter direkt einkauft, sind früher oder später vorbei. Flexibilität in der Produktion wird in Zukunft enorm wichtig werden. Dass dies eine gute Idee ist, haben wohl alle grossen TOs erkannt – nicht erst heute. Aber so einfach, wie es sich anhört, ist die Umsetzung nicht, deshalb kam bis heute nie wirklich Schwung in diese Sache.

Die ganz grossen Herausforderungen beim Dynamic Packaging liegen in der IT der grossen TOs. Die heutigen Inhouse-Systeme sind für die dynamische Produktion nicht eingerichtet. Jeder grosse TO sieht sich konfrontiert mit enormen Investitionen. Es wird interessant zu beobachten sein, wer wann mit welchem System auf den Markt kommt. Diese Investitionen sind dringend nötig und auf keinen Fall bloss ein «nice to have». Spätestens im Jahr 2011 dürfte jeder grosse Veranstalter erkannt haben, dass das bisherige Modell der Pauschalproduktion ein Auslaufmodell ist. Wer nicht innert nützlicher Frist reagieren kann, wird auch weiterhin Marktanteile verlieren – vor allem ans Internet. Eine Garantie für Erfolg ist eine neue IT zwar nicht, aber sicher eine grosse Chance für die Zukunft. Denn auch die Anbieter im Internet schlafen nicht und arbeiten an neuen Strategien.

Ein Beispiel dafür – auch wenn nicht direkt vergleichbar mit Systemen der grossen TOs – ist Kayak, eine der weltweit führenden Suchmaschinen. In der Schweiz ist Kayak zwar noch mehr oder weniger unbekannt, in den USA ist sie aber ein Gigant. Und dass nun in Zürich ein europäischer Hauptsitz geschaffen wurde, deutet darauf hin, dass die Metasuchmaschine in Europa bekannter gemacht werden soll. Eine Schweizer Website hat Kayak zwar noch nicht, aber das könnte sich bald ändern. Eine Metasuchmaschine kann durchaus verglichen werden mit der dynamischen Produktion der TOs, weil sie Angebote ebenfalls aus verschiedenen Quellen anzapft und bereitstellt.