Krise bringt Brussels Airlines in der Schweiz auf Kurswechsel (Ausgabe 2009-17)

Die belgische Fluggesellschaft will vermehrt auf ihr Afrikanetzwerk setzen.

Es wäre gelogen zu sagen, die Zeiten seien rosig, meint Yolanda Sanz,
Country Manager Switzerland, auf die Frage, wie Brussels Airlines ins
2009 gestartet sei. Die Finanzkrise, die bereits das letzte Quartal des
Geschäftsjahres 2008 belastet hatte, gestalte auch in diesem Jahr die
Situation für die belgische Airline mit Hub in Brüssel schwierig.

Auch in der Schweiz zeigt der Trend hin zu weniger Passagieren: Nicht
weiter erstaunlich, macht doch das stark von der Krise betroffene
Segment der Geschäftskunden rund 80% der Passagiere auf der Strecke
Genf–Brüssel aus, welche Brussels Airlines sechs Mal täglich bedient.
Dennoch ist die Strecke weniger betroffen als andere Businessrouten der
Airline, nachdem sie
doch eine Vielzahl wichtiger Geschäftshauptsitze sowie europäische und internationale Institutionen miteinander verbindet.

Die Krise biete zudem auch Platz für Kreativität und sei eine Chance,
hält Sanz weiter fest. Diese Chance möchte Brussels Airlines in der
Schweiz nutzen, indem mit einer verstärkten Bewerbung des afrikanischen
Netzwerkes vermehrt Gewicht auf das zweite wichtige Geschäft der
Airline gelegt wird. Hier sieht Sanz noch einiges Potenzial liegen,
sind die Schweizer Passagiere nach Brüssel mit Weiterflug nach Afrika
von merklich weniger Bedeutung als das Corporate Business. Die
Destinationen werden vor allem für den Ethnic-Verkehr, aber auch im
Leisure-Sektor genutzt.

Rund 14 Ziele bietet Brussels Airlines auf dem afrikanischen Kontinent
an. Ein Ausbau des Flugnetzes nach Afrika ist gemäss Sanz zurzeit nicht
geplant. Jedoch wurde auf den Sommerflugplan hin ein zweiter Flug
zwischen Brüssel und Luanda (Angola) aufgelegt, der jeweils dienstags
in Kombination mit Kinshasa geflogen wird. Als europäische
Destinationen sind auf den Sommerflugplan hin Vilnius, Palerme und
Seville ins Programm aufgenommen worden.

Eine weitere Neuheit, welche ab diesem Sommerflugplan gilt, präsentiert
Brussels Airlines mit der neuen Businessklasse. Nachdem nach dem
Neustart der Fluggesellschaft 2006 die Philosophie vertreten wurde, nur
noch zwei Economyklassen (b.flex economy und b.light economy) auf
Europaflügen anzubieten, wurde durch den Eintritt in die Star Alliance,
welcher im vergangenen Dezember beschlossen wurde und bis Ende dieses
Jahres vollzogen sein soll, die Einführung der sogenannten b.business
zwecks Codeshare- und Anschlussflügen notwendig.

Unabhängig vom Aufnahmeverfahren bei der Star Alliance laufen weiterhin
die Verhandlungen mit der Lufthansa. Bis Ende Juni wird der Entscheid
der Europäischen Kommission erwartet, ob der deutsche Konzern 45% von
Brussels Airlines übernehmen darf mit der Option, diesen Anteil in drei
Jahren auf 100% aufzustocken. Die vollständige Übernahme der Brussels
Airlines soll dabei dem gleichen Modell wie dem der Swiss folgen: Die
Brussels Airlines werde auch nach 2011 unter eigenem Namen und eigenem
belgischen Touch weiterfliegen, solle also nicht absorbiert werden, so
Sanz. Dagegen werden Optimierungen bezüglich Streckenflugnetz erwartet.

Trotz des ausstehenden Entscheides sind bereits einige Zusammenarbeiten
zwischen der Lufthansa-Gruppe und Brussels Airlines implementiert: So
sind Codeshares von Lufthansa und Brussels Airlines zwischen
Deutschland und Brüssel aufgelegt und die Lounges dürfen auch von den
Premiumkunden der jeweils anderen Airline benutzt werden. Zudem ist die
gegenseitige Anrechnung von Meilen zwischen Lufthansa, Brussels und der
Swiss möglich.

Michèle Fischer

Die Deutschschweiz gewinnt an Bedeutung

Im Gegensatz zum Chartergeschäft, wo sich die Zusammenarbeit mit
den Reiseveranstaltern vor allem auf die französischsprachige Schweiz
beschränkt, soll die Präsenz von Brussels Airlines als Fluggesellschaft
mit einem gut ausgebauten Netzwerk auf dem afrikanischen Kontinent in
den Reisebüros schweizweit verstärkt werden. Nachdem die Bearbeitung
des Reisemarktes im Welschland bereits begonnen hat, ist eine solche in
der Deutschschweiz ab Mai geplant.

Das «Follow-up» in der Deutschschweiz umfasst dabei die Teilnahme an
Workshops, die Bewerbung des Reisemarktes über Anzeigen sowie den
Besuch von Reisebüros vor Ort. Eine Endkundenbewerbung sei dagegen
zurzeit nicht vorgesehen: Für eine solche fehle einerseits bei Brussels
Airlines das Budget, andererseits sei die Fluggesellschaft auch mit dem
Zielpublikum dieser Strecken in der Deutschschweiz noch zu wenig
vertraut.   
   

FIM